Patrick Rosenthal ist Food-Fotograf, Influencer und Weihnachtskochbuch-Autor mit eigenem Glühweingewürz:
»In Deutschland hat der Augsburger Weinhändler Rudolf Kunzmann 1956 zum ersten Mal Glühwein unter diesem Namen verkauft und diese heute so bekannte Mischung aus Wein, Zucker und Gewürzen in Flaschen abgefüllt. Seitdem ist er aus unserer Weihnachtszeit nicht mehr wegzudenken. Die Geschichte des gewürzten Weins ist aber viel älter. Schon in der Antike wurde Wein mit Pfeffer, Safran und Lorbeerblättern gewürzt. Die Zutaten waren teuer, es war ein sehr exklusives Getränk, bis hinein ins Mittelalter. Irgendwann wurde der gewürzte Wein dann im Winter erwärmt, indem man heiße Steine hineinwarf.
Glühwein wird zur Weihnachtszeit inzwischen fast überall auf der Welt angeboten, ihn zu trinken ist für mich wie Heimkommen. Aber es gibt noch viele andere typische Weihnachtsgetränke. In Amerika ist Hot Cider, heißer Apfelwein, sehr beliebt, aber auch warm oder kalt servierter Eierlikör oder heiße Schokolade. In Puerto Rico gibt es in der Adventszeit den Coquito, eine Art Eierlikör auf Kokosmilch-Basis, der wird kalt getrunken und ist unheimlich lecker. In Osteuropa trinkt man an Weihnachten Kompot, dafür werden Früchte mit Wasser und Zucker eingekocht und am Ende heiß getrunken. Ohne Alkohol.
Unserem Glühwein sehr nahe kommt ein jamaikanisches Weihnachtsgetränk: Sorrel, ein Sauerampferpunsch, der durch Hibiskusblüten eine tolle blutrote Färbung bekommt. Gewürzt wird er mit einem kräftigen Schuss Rum, sowie Ingwer und Minze. Getrunken wird er meist kalt. Der skandinavische Glögg unterscheidet sich vom Glühwein durch etwas strengere Regeln in der Zubereitung. Hierzulande kann jeder seinen Glühwein sehr individuell würzen. Glögg hingegen wird immer aus Rotwein mit Korn oder Wodka, sowie den Gewürzen Zimt, Kardamom, Ingwer und Nelken hergestellt. Dazu werden traditionell Rosinen und geschälte Mandeln serviert.
Heißer Caipirinha, wie er hierzulande auf dem Weihnachtsmarkt verkauft wird, ist hingegen eine rein deutsche Erfindung, der wird in Brasilien nicht getrunken.«