Prof. Dr. Patrick Gerner ist Gastroentorologe, Leiter der Pädiatrischen Gastroenterologie in der Kinderklinik der Uniklinik Freiburg und zweiter Vorsitzender der Gesellschaft für Pädiatrische Gastroenterologie und Ernährung (GPGE):
»Dass ein verschluckter Kaugummi den Magen verklebt, ist sicherlich ein Märchen. Die Magenschleimhaut ist zum Glück zu feucht und zu glitschig, als dass ein Kaugummi an der Magenwand kleben bleiben könnte. Wenn Sie nicht gerade absichtlich massenhaft Kaugummis schlucken, was bei manchen psychischen Störungen denkbar wäre und zu einem so genannten Bezoar – einer Verklumpung von unverdaulichen Materialien im Magen – führen könnte, haben Sie nichts zu befürchten. Kaugummis bestehen im übrigen zu einem großen Teil aus verdaulichen Inhaltsstoffen wie Zucker, Aromen und Farbstoffen, die vom Körper aufgenommen werden. Ein Kaugummi wird also nicht komplett unverdaut ausgeschieden.
Trotzdem können uns Kaugummis gefährlich werden, und zwar wenn man sich verschluckt und der Kaugummi statt in der Speiseröhre in der Luftröhre landet. Kinder sind da besonders gefährdet. Wir mussten in der Klinik einmal einen Jungen reanimieren, der an einem kugelförmigen Kaugummi zu ersticken drohte. Er hatte mit einem Freund gewettet um zu sehen, wer mehr Kaugummibälle nacheinander schlucken kann. Hastiges Essen kann auch bei Erwachsenen dazu führen, dass in die Luftröhre gelangt, was da nicht hineingehört – neben Kaugummis zum Beispiel auch Bonbons oder stückiges Obst. Deshalb sollte man in Ruhe und konzentriert essen, und nicht nebenher. Neulich habe ich zum Beispiel jemanden beobachtet, der beim Fahrradfahren auf einer Brotzeit kaute.«