Dirk Kropp ist Geschäftsführer der Initiative proDente, die Kinder und Erwachsene rund um das Thema Zahngesundheit aufklärt:
»Hinter der Empfehlung, nach dem Trinken von säurehaltigen Getränken besser nicht direkt die Zähne zu putzen, weil das den Zahnschmelz – die harte Oberfläche des Zahns – angreift, steckt ein Mythos. Zwar schädigt Säure in der Tat den Zahnschmelz, das wird aber nicht verschlimmert durch unmittelbares Zähneputzen – eher im Gegenteil: Es wird empfohlen, sich die Zähne nach jeder Mahlzeit zu putzen, auch wenn sie säurehaltig war. Denn Zucker, der sowohl in süßen Lebensmitteln wie Backwaren oder gezuckerten Cornflakes aber auch in herzhaften Knabbereien wie Chips vorkommt ‚füttert‘ die Bakterien im Mund. Diese produzieren daraus dann Säure, die schlecht für den Zahnschmelz ist.
Der Mythos, dass man nach dem Genuss von säurehaltigen Getränken 30 Minuten mit dem Zähneputzen warten soll, basiert vermutlich auf einer Studie von 2004. Diese wurde über Jahre ungeprüft weitergegeben. Die Ergebnisse treffen aber nicht wirklich auf den Menschen zu, da in dieser und ähnlichen Studien künstlicher Speichel und Rinderzähne zum Einsatz kamen. Man hatte bei der Studie wohl unterschätzt, dass der künstliche Speichel nicht die Eigenschaften des menschlichen Speichels abbildet, der eine höhere Regenerationsfähigkeit hat. Im vergangenen November hat sich der Schweizer Kariesforscher Dr. Adrian Lussi sehr deutlich gegen diese Regel ausgesprochen. Er sagt: Nach dem Verzehr säurehaltiger Lebensmittel ist das Warten mit dem Zähneputzen unnötig. Dass das direkte Zähneputzen unproblematisch ist, belegen mittlerweile auch Studien.
Wer es nicht schafft, sich nach jeder Mahlzeit die Zähne zu putzen, für den gilt die allgemeine Regel, es zwei Mal am Tag mindestens zwei Minuten lang zu tun. Als am wichtigsten gilt das Zähneputzen vor dem Schlafengehen, da Bakterien sich besonders nachts gerne in der Mundhöhle ausbreiten und zu Plaque führen.«