Dr. Christine Blume ist Schlafforscherin und -therapeutin an der Universität Basel. In der deutschen Medienwelt ist sie regelmäßig unterwegs, um über menschliches Schlafverhalten zu informieren:
»Im Schlaf werden Hormone ausgeschüttet, die den Hunger regulieren. Denn wir müssen eine relativ lange Episode bestreiten, in der wir keine Nahrung zu uns nehmen. Ein Grund für eine Gewichtszunahme bei wenig Schlaf, kann deshalb sein, dass wir häufiger Hunger und mehr Zeit zum Essen haben. Andererseits verbrauchen wir auch mehr Energie, wenn wir länger wach sind. Mehrere Studien fanden auch heraus: Wenn Menschen weniger schlafen, nehmen sie Junk-Food beziehungsweise hochkalorische Nahrung als belohnender wahr. Zudem bevorzugten die männliche Probanden mit einem Schlafdefizit größere Portionen und kauften mehr ein. Bei einer US-amerikanischen Studie aus dem Jahr 2022 mit 80 Erwachsenen, die üblicherweise weniger als sechseinhalb Stunden pro Nacht schliefen und ihre Schlafdauer um gut eine Stunde erhöhten, kam heraus, dass diese anschließend 270 Kalorien weniger pro Tag zu sich nahmen. Auch mehrere Studien bestätigen: Menschen, die mehr schlafen, haben einen geringeren BMI (Body Mass Index) als Menschen, die weniger schlafen.
Doch aus Studien kann nicht auf den Einzelfall geschlossen werden. Anders gesagt: es gibt viele Faktoren, die beeinflussen, ob wir zu- oder abnehmen. Manche Menschen profitieren beim Abnehmen davon, mehr zu schlafen, andere nicht. Die empfohlene Schlafdauer für Erwachsene beträgt sieben bis neun Stunden pro Nacht. Die meisten benötigen in der Regel rund acht Stunden. Allerdings ist das Schlafbedürfnis sehr individuell und hängt häufig mit unserer Genetik zusammen. Manchen Menschen reichen sechs Stunden Schlaf, andere benötigen zehn. Wie viel Schlaf man benötigt, lässt sich deshalb auch nicht verändern. Generell sollte man ausreichend schlafen – nicht nur für das Körpergewicht, sondern auch für viele andere Prozesse im Körper, die teilweise ebenfalls den Stoffwechsel betreffen. Das wird am Beispiel von Schichtarbeitenden deutlich, die einem höheren Risiko für Übergewicht und Stoffwechselkrankheiten wie Diabetes Typ 2 ausgesetzt sind. Sie schlafen oft nicht nur weniger, sondern bei Nachtschichten auch am Tag und damit zur ‚falschen Zeit‘.«