Was passiert in der Nase, wenn man Wasabi oder Meerrettich isst?

Bei Chili und Pfeffer tut es doch auch nicht weh! Was in Wasabi und Meerrettich den Ausschlag gibt und wie Schmerz das kulinarische Repertoire bereichern kann, erklärt ein Fachmann.

Illustration: Ryan Gillet

Prof. Dr.med. Jürgen Lorenz ist Neuro-und Sinnesphysiologe an der Fakultät Life Sciences der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg:
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Meerrettich und Wasabi enthalten das flüchtige Allyl-Senföl (Allyl-Isothiocyanat), das Schmerzrezeptoren aktiviert. Beim Verzehr von Wasabi oder Meerrettich gelangen diese flüchtigen Senföle mit dem Duftstrom beim Verzehr über den hinteren Rachenraum in die Nase. Dort ist die Schleimhaut besonders schmerzempfindlich. Über Fasern des Gesichtsnervs erreicht das Gehirn die Meldung, dass es schmerzt. Durch die Atemluft wird die Wirkung aber schnell abgemildert. Der brennende Schmerz beim Verzehr von Chili hingegen ist ein anderer. Chili enthält den Wirkstoff Capsaicin. Dieser ist nicht flüchtig und gelangt nicht in die Nase, sondern an die Zungen- und Wangenschleimhaut. Für den andauernden Brennschmerz des Chilis ist entscheidend, dass Capsaicin die Hitzeschmerzfasern gegenüber Wärme sensibilisiert, und zwar so stark, dass warme Getränke unangenehm sind und sogar die normale Temperatur im Mund von 37 Grad Celsius noch eine ganze Weile weh tut. Selbst wenn das Capsaicin schon gar nicht mehr da ist. Ein kaltes Getränk lindert den Schmerz bekanntlich sofort. Dennoch haben lediglich exzessive Mengen von Senfölen und Capsaicin gesundheitsgefährdende Wirkungen. In kleinen Mengen bereichern sie das kulinarische Repertoire von Speisen durch die Komponente Schmerz.«