Hey, du hast echt geile Schuhe!

Ein Leser erhält auf Ebay lukrative Angebote für gebrauchte Schuhe – offenbar von Fußfetischisten. Ist es okay, das Angebot zurückzuziehen, wenn man merkt, dass der Käufer andere Absichten hat, als sie selbst zu tragen?

Illustration: Serge Bloch

»Wenn man bei Ebay Schuhe verkaufen will, melden sich – selbst bei mir als Mann – recht schnell offensichtliche Fußfetischisten, die detailliert wissen wollen, wie getragen die Schuhe sind, mehr Fotos wollen, Fotoshootings erfragen, gute Summen bieten. Meine Frau verkauft deshalb keine Schuhe mehr dort – mir wäre egal, was jemand mit den Schuhen vorhat. Ist es okay, ein Angebot zurückzuziehen, wenn man merkt, dass ein Fußfetisch das Kaufmotiv ist?« Marc W., Tutzing

Könnten Sie sich vorstellen, dem zweifachen Oscar-Preisträger Quentin Tarantino, Regisseur so berühmter Filme wie Pulp Fiction oder Kill Bill, ein Paar Ihrer Schuhe zu verkaufen? Wenn ja, müssen Sie Ihre bisherige Meinung vielleicht über­denken. Seinen Filmen nach zu urteilen ist Tarantino Fußfetischist. In nahezu jedem seiner Werke sind die Füße der jeweiligen Hauptdarstellerin in Großaufnahme zu sehen, und als Brad Pitt für seine Rolle in Once Upon a Time in Hollywood den Screen Actors Guild Award gewann, dankte er in seiner Rede Leonardo DiCaprio und seinen anderen Co-Stars, darunter den Füßen von Margot Robbie und Margaret Qualley.

Glaubt man dem Internet, und Ihre Beobachtungen bestätigen dies ja, haben ganz schön viele Menschen einen Fußfimmel. Podophilie lautet der Fachbegriff. Als ­sexuell erregend werden dabei ganz unterschiedliche Dinge empfunden, einige reizt der Anblick einer nackten Ferse, andere erfreuen sich an Socken, wieder anderen geht es offenbar hauptsächlich um den Geruch. In der Regel stellt dieser Fetisch keinerlei Bedrohung für andere dar, ­ex­trem selten nur kommt es zu Übergriffen wie etwa 2013 an der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz, wo ein 40- bis 50-jähriger Mann mit ungepflegtem Bart, der sich als Soziologiestudent ausgab, wiederholt an männliche Studierende herantrat, sie in Gespräche über ihre Schuhe verwickelte und dann plötzlich versuchte, ­ihnen diese auszuziehen. Er wurde jedes Mal abgewehrt.

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Da Sie die Schuhe verschicken und nur online mit den mutmaßlichen Fetischisten Kontakt haben, sind Sie vor körperlichen Grenzüberschreitungen ja aber ohnehin gefeit. An Ihrer Stelle würde ich ohne ­Bedenken das Geld einstreichen. Weg mit den ollen Schuhen, ist doch schön, wenn sich noch irgendjemand an ihnen erfreut.