Dürfen wir die Kinder unserer Freunde ausladen?

Wegen der Pandemie mussten unsere Leserin und ihr Verlobter die Hochzeit verschieben. In der Zwischenzeit haben ihre Freunde etliche Kinder bekommen, die Gästezahl ist stark gestiegen. Was tun? Unsere Kolumnistin weiß Rat.

Illustration: Serge Bloch

»Wegen der Pandemie mussten wir unsere Hochzeit verschieben. Fast alle im Freundeskreis haben in den letzten zwei Jahren (noch mal) Nachwuchs bekommen. Statt 35 Kindern, zusätzlich zu 150 Erwachsenen, wären es jetzt 60. Wir wollen eine richtige Party feiern, mit Tanzen bis spät in die Nacht, weswegen wir es auch schade fänden, wenn alle um 21 Uhr die Kinder ins Bett bringen. Wie lädt man die Kinder aus, ohne dass sich Eltern angegriffen fühlen?« Paula D., Köln

Ich glaube nicht, dass es irgendwo Vorschriften dafür gibt, wie man die eigene Hochzeit zu feiern hat. Wenn Ihnen in Wahrheit eine Party ohne Kinder vorschwebt, dann feiern Sie die. Ich frage mich nur, was Sie mit der Generation der Älteren machen, also der über Ihnen – sind die denn alle noch partytauglich? Das ist doch in Wahrheit die Herausforderung und – vor allem im Nachhinein – auch das Besondere und Schöne an Hochzeiten: Wann kommen schon mal alle zusammen? Wann sonst gibt es Gelegenheit, alle möglichen Generationen auf Fotos zu verewigen, die einem später etwas bedeuten? Wenn man das Leben auf ein paar wichtige Momente runterbricht, ist ein Hochzeitsfoto sicher ein wichtiger Anhaltspunkt.

Ich möchte Sie damit nicht dazu über­reden, mit 60 Kindern zu feiern, von denen 25 nicht älter sind als zwei Jahre. Ganz ehrlich, für mich wär’s die Hölle, ich kann Ihre Sorge wirklich sehr gut verstehen. Ich möchte aber zu bedenken geben, dass eine Hochzeit eben etwas anderes sein kann als eine stinknormale Ü-25-Party und dass man sich dem Einzigartigen, das es dabei möglicherweise zu erleben gibt, nicht von vornherein verschließen sollte. Zumal, so habe ich es oft gehört, das Hochzeitspaar selbst von der eigenen Feier vor lauter Aufregung oder Stress ja doch am wenigsten mitbekommt.

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Sie sind aber wirklich nicht die Ersten, die vor genau diesem Problem stehen. Es gibt deshalb, googeln Sie mal, zahlreiche Angebote für Kinderbetreuung auf Hochzeiten. Eventuell mieten Sie ein Zelt oder ein Extra­zimmer, und dort gibt es dann eine Art Gegenveranstaltung nur für die Kinder, mit Spielen und Kinderessen und mit genügend Betreuern, bei Ihnen dürften das schätzungsweise sechs Personen sein. Wirklich, sparen Sie lieber an anderer Stelle, sonst werden ganz viele Eltern nämlich gar nicht kommen.