Sterne-Restaurants machen mich sehr nervös. Orte, an denen in der Küche derart überdurchschnittliche Dinge passieren, schüren meine Furcht davor, mit meiner Durchschnittlichkeit am Tisch aufzufallen - egal wie locker Gäste und Personal in Wahrheit sein mögen. Bloß nicht kleckern, husten oder zu laut lachen!
Anders ist das im »21212«, und das liegt daran, dass man dort auch übernachten kann. Weil: Bevor wir uns hier im Restaurant beim Sternekoch Paul Kitching an den Tisch setzen, haben wir bereits ein Stockwerk höher im opulenten »Drawing Room« die Zeitung gelesen und im Bademantel auf dem Sofa den Sloe Gin verkostet. Das hilft schon mal. Und nach fünf wunderbaren Gängen (Mittagsmenü ab 30 Euro, Dinner ab 80 Euro) erlösen wir uns von unserer Befangenheit, indem wir einfach ein paar Treppen nach oben verschwinden, wo wir eines von nur vier Zimmern des Hotels bewohnen. Wer in der Nebensaison kommt, hat mit Glück das gesamte »21212« für sich.
Nachts, wenn die Köche schlafen und die Rezeption nicht besetzt ist, kann man durch die Gänge des denkmalgeschützten Stadthauses wandern, einen Blick in die gläserne Küche werfen und sich noch mehr wie zu Hause fühlen. Als mir am zweiten Abend bei Risotto mit Pilzschaum die Serviette vom Schoß rutscht, bin ich schon ganz entspannt. Die Frau, die uns bedient, hat uns am Morgen auch den Tee serviert - und dabei selbst ein bisschen gekleckert.
21212
3 Royal Terrace
Edinburgh EH7 5AB
Schottland
DZ ab 130 Euro