Manche Hotels sind wie gemacht dafür, in Gesellschaft zu sein. In anderen kann man unter heißen Steinen entspannen oder sehr gut essen oder nächtelang feiern. Das geht hier, in den wenigen winzigen Zimmern der »Canessa Camere«, nicht. Es gibt nur ein Bett, einen Schrank und eine Dusche, der Boden ist weiß gefliest und vor dem alten Doppelfenster ist ein Fliegengitter angebracht. Es gibt keinen Stuhl und keinen Tisch im Zimmer, es gibt auch kein Frühstück, keinen Roomservice und kein Abendessen, der Kühlschrank der Minibar ist leer.
Aber nachts leuchten die Lichter des Golfo di Baratti im Halbrund der Bucht und spiegeln sich im Wasser, das Meer ist nur einen Schritt entfernt, die Wellen rauschen verlässlich und beruhigend im Takt auf einen zu. Auf der kleinen Veranda will man mit dem Rauchen anfangen und Bier aus Flaschen trinken. Hier sollte man sein, wenn man Wesentliches denken will. Hier könnte man ein Buch schreiben. Oder sich mal ordentlich selbst betrachten. Oder Liebeskummer ausheilen lassen. Zwei Häuser weiter ist ein Restaurant, in dem man zwar auf lachhaft unbequemen Designerstühlen sitzt, aber fantastisch essen kann, eine Bar in der Nähe hat so gut wie immer offen. Wochenends kommen die Einheimischen, um, wie man es so macht in Italien, immer nur bis zum Knöchel im Wasser zu stehen und zu quatschen. Ansonsten ist man hier allein. Oder einsam. Je nachdem.
Canessa Camere
Loc. Baratti 43
I-57025 Piombino
Zimmer zwischen 80 und 100 Euro/Nacht
Tel. 0039/33/82726584
Foto: Jürgen Richter