Alle zwei Jahre, zur Biennale, wird Venedig den Sandalentouristen entrissen, es übernehmen die Kunsttouristen: Bunte Haare, merkwürdige Kleidung, Skizzenblöcke und Jutetaschen überdecken dann die üblichen Bitte-folgen-Sie-mir-Regenschirme und Tröten und lassen die ganze Stadt erleichtert wirken. Schon die erste Biennale 1895 war ein großer Erfolg, inzwischen ist sie an jeder Ecke sichtbar. Im »Centurion Hotel« gegenüber vom Markusplatz checken gern die Künstler der Biennale ein, das Hotel sieht ja selbst aus wie Kunst: Es liegt zwar klassisch in einem Palazzo, seine Fassade ist gotisch, aber innen sind die Wände pink, der Boden schwarz, die Sessel aus hellblauem Straußenleder, und im Salon wacht ein Augapfel aus Muranoglas. Vor vier Jahren hat hier
der südafrikanische Biennale-Künstler Gavin Rain gewohnt, der ein paar seiner Werke leihweise hängen ließ. Auf dem Bootsanleger empfängt ein überdimensionierter Lolli: ein Kunstwerk des US-Streetartkünstlers »Desire Obtain Cherish«. Aber wie kommt ein derart modernes Hotel zu einem so angestaubten Namen? Centurion, Dienstgrad eines römischen Legionärs - das stammt von einer Geschichte, die so alt wie zeitlos ist: Beim Bau des Hotels 2009 fand sich im Erdreich eine Münze, die den jungen Mann Antinoos zeigt, Liebschaft Kaiser Hadrians. Der ließ Antinoos nach dessen frühen Tod zur Gottheit ernennen, Statuen und Münzen mit seinem Antlitz anfertigen - und sogar eine Stadt mit seinem Namen bauen.
Centurion Palace
Dorsoduro 173
30124 Venedig
Tel. 0039/041/342 81
Fax 0039/041/ 241 31 19
centurionpalacevenezia.com
slh.com
DZ ab 286 Euro
Foto: Desire Obtain Cherish