Meine Oma lebte bis zu ihrem Tod in Freiburg. Ich wuchs in einer anderen Stadt auf und sah sie als Kind zu selten. Wahrscheinlich entschied ich mich auch deshalb, in Freiburg zu studieren. Es wurde zum Ritual, dass wir an vorlesungsfreien Tagen Ausflüge mit Omas goldenem Opel Commodore machten, am liebsten in die Berge. Meine Oma legte dann Lippenstift auf, zog ihre Lederhandschuhe und eine eng anliegende Mütze an, wir fühlten uns sehr mondän. Als wir auf einer dieser Touren über den nebligen Schauinsland fuhren, Freiburgs Hausberg, kamen wir an der »Halde« vorbei. Das Hotel hatte ein paar Jahre zuvor neu eröffnet und lockte uns mit seinen hellen Fenstern unter dem langgezogenen Holzdach. Wir kehrten auf einen Cappuccino und ein Stück Schwarzwälder Kirschtorte ein – und nahmen uns vor, für ein ausgiebiges Wellnesswochenende wiederzukommen. Zusammen haben wir das nicht mehr geschafft. Aber als ich an einem Abend zehn Jahre später in der holzvertäfelten Gaststube der »Halde« einen hervorragenden Rehrücken aß, dazu samtigen Rotwein trank, und als ich am nächsten Morgen im Außenpool des Badehauses mit leichtem Brummschädel über den Nebel in Richtung Rheinebene guckte – da dachte ich an meine Oma und daran, wie gut es ihr an diesem Ort gefallen hätte. Wäre sie noch da, wären wir zum Abschluss des Wochenendes mit dem Commodore die Serpentinen in die Stadt runtergesaust, hätten Hildegard Knef gehört und laut gedacht: Was geht’s uns gut!
Die Halde, Halde 2, 79254 Oberried-Hofsgrund, Tel. 07602/9 44 70,
DZ ab 144 Euro pro Person.
halde.com