Irgendwie hat Leipzig seine Gründerzeitarchitektur durch die Wirrungen der deutschen Geschichte gerettet. Die Bomben des Zweiten Weltkriegs trafen andere deutsche Städte schlimmer, und vieles, was kaputt war, wurde in der DDR einfach kaputt gelassen, weil kein Geld für Renovierungen oder Abrisse da war. So lebten die Leipziger lange in verfallenen Prachtbauten. Nach der Wende wurden viele davon saniert – und so wohnen die Leipziger heute in Architekturdenkmälern. Wer dort mal probewohnen möchte, mietet sich am besten in den »Cora Apartments« im Waldstraßenviertel ein, einem der größten zusammenhängenden Gründerzeitviertel Europas. Mitten in der Stadt und sehr ruhig wohnt man da in einem gutbürgerlichen Quartier – und das in einer Stadt, deren Bewohner sich in Vierteln wie Connewitz mit seinen unzähligen Hausprojekten betont unbürgerlich geben. Im Waldstraßenviertel wird es nur unruhig, wenn RB Leipzig seine Heimspiele im Stadion austrägt. Die klassizistische Hausfassade der »Cora Apartments« lässt erahnen, was einen in den Wohnungen erwartet: Flügeltüren, die sich in geräumige Zimmer öffnen, Fußböden aus Eichenparkett, die Decken hoch und stuckverziert. Erst bei genauerem Hinsehen entpuppen sich die Formen auf der Schlafzimmertapete als Körper in Aktion, und an den Wänden hängen Aktfotos und erotische Malereien. Das kann man bemerken – oder, ganz bürgerlich, einfach übersehen.
Cora Apartments
Hinrichsenstraße 2
04105 Leipzig
Sechser-Apartment ab 66 Euro pro Person