Ende des 19. Jahrhunderts kaufte Felix Unsöld ein Grundstück im Münchner Stadtteil Lehel. 1891 eröffnete er dort eine Fabrik für Stangeneis. Dieses Eis, auch Blockeis oder Roheis genannt, hat nichts mit Süßem an Sommertagen zu tun, sondern es kühlte Lebensmittel und Getränke. Auch die erste überdachte Eisbahn Deutschlands ließ Unsöld hier bauen. Ein halbes Jahrhundert später wurde im Zweiten Weltkrieg das Dach dieser Bahn zerstört. Kurz darauf begann die Massenfertigung moderner Kühlschränke. 1961 ging die Eis-Ära der Familie Unsöld endgültig zu Ende: Die Münchner liefen lieber Schlittschuh im Prinzregentenstadion oder im Weststadion Pasing, Unsölds Bahn rentierte sich nicht mehr und wurde abgerissen. 1970 eröffneten seine Schwiegertochter und seine Enkelin ein Hotel in der Straße, die auf Initiative der Schwiegertochter mittlerweile Unsöldstraße hieß.
Die beiden Urenkelinnen wiederum ließen das Hotel sanieren und eröffneten es 2020 wieder – als Denkmal für den Urgroßvater. Am Eingang des Hotels erinnert das Werk einer Berliner Künstlerin an fließendes Wasser, die Bar sieht aus, als wäre sie aus Eisblöcken gebaut, und im Frühstücksraum hängt ein großes Foto von Schlittschuhlaufenden vor einigen Jahrzehnten. Die Urenkelin Sonja Unsöld, 58, läuft auch heute noch regelmäßig Schlittschuh. Man findet sie aber auch häufig surfend auf der Eisbachwelle im Englischen Garten, die praktischerweise nur fünf Minuten Fußweg entfernt liegt.
Unsöld’s Factory Hotel
Unsöldstraße 10
80538 München
Tel. 089/954 28 21 62
DZ ab 135 Euro/Nacht