Jugendherberge? Da klingelt sofort die Vergangenheit durch und meldet: Klassenfahrt. Pressfurnier. Stockbettplage. Claudia aus der 7a. Fast schon tröstlich, dass sich im Jetzt natürlich ganz andere Fragen stellen: Gibt’s das überhaupt noch? Heißen die Dinger nicht längst »Hostel« oder irgendwas mit »Budget« und »Boutique«?
Nicht auf der Kaiserburg in der Unterkunft mit dem herrlich schnöden Namen »Jugendherberge Nürnberg«. Hier haben sich Stadt und Betreiber nämlich mal was getraut. Statt die einstige Kaiserstallung (ein Ex-Pferdeparkhaus!) zum Museum einzumotten, hat man bis in die allerhöchste Turmspitze insgesamt 93 Zimmer mit 355 Betten hineingestaltet. Wer die Treppe nach ganz oben nimmt, hat dort aus den Mehrbetträumen nicht nur eine gigantische Aussicht, sondern gleich noch sämtliche Schäufele mit Klößen aus den umliegenden Brauhäusern verstoffwechselt (es gibt auch Aufzüge). Statt Roomservice bezieht man sein Bett selbst, aber, Allmächt, das kriegt doch jeder hin! Beim sehr okayen Frühstück heißt es Schlange stehen, und im Foyer befindet sich eine Bar, wo US-amerikanische Prag-Reise-Zwischenstopper sich erklären lassen, was »Rotbier vom Fass« ist. Insgesamt ist das alles auch dank Toplage und modernem Charme eine so runde Sache, dass man völlig vergisst, nicht in einem Hotel zu sein. Aber wer braucht das schon, wenn eine Jugendherberge gleich in zweifacher Hinsicht günstig ist: für den Geldbeutel und für das Abbauen von Vorurteilen.
Jugendherberge Nürnberg
Kaiserburg, Burg 2,
90403 Nürnberg
Tel. 0911/230 93 60,
Familienzimmer für vier Personen ab 119 Euro/Nacht inkl. Frühstück.