»Le Corbusier«, Marseille

Stadt und Hotel haben etwas gemeinsam: Es zählt der zweite Blick. Denn zwischen heruntergekommenen Bauten steht bauhaushafte Moderne und eine Vision davon, wie Menschen zusammenleben sollten.

Marseille ist eine Stadt für den zweiten Blick. Das ist keine originelle Feststellung, steht so in jedem Reiseführer und trifft sogar zu. Und was für Marseille gilt, gilt erst recht für das Hotel Le Corbusier. Allein deshalb, weil es im dritten Stock eines runtergekommenen Baus aus den Fünfzigerjahren liegt. Umstellt von runtergekommenen Bauten aus den Sechziger- und Siebzigerjahren. Hat der Reisende diesen ersten Eindruck verwunden, kann er sich auf das einlassen, was hier geboten wird: eine irrwitzige Vision davon, wie Menschen zusammenleben sollen, entworfen von einem der einflussreichsten Architekten des vergangenen Jahrhunderts. Dazu gehört: die Dachterrasse, die an irgendetwas zwischen Fantômas und der Concorde erinnert; die Ladenzeile gleich neben der Rezeption, mit Bäcker und Immobilienmakler; das Frühstück im wunderbar bauhaushaften Hotel-Restaurant. Fährt man dann mit dem Bus ins Zentrum dieser Zweiter-Blick-Stadt, sind die Sinne geschärft. Ein Tipp noch: Es kommt vor, dass Gäste ihre Schlüssel als verloren melden. Das ist verständlich, vor allem wegen der Anhänger. Diese gibt es auch im Hotelladen zu kaufen – zu einem deutlich günstigeren Preis als dem Schlüsselpfand.

Le Corbusier
Boulevard Michelet 280
13008 Marseille
EZ ab 75 Euro
Tel. 0033/4/91 16 78 00