Man muss nicht Jens Spahn heißen, um den inflationären Gebrauch englischer Phrasen anstrengend zu finden, die so cool daherkommen wie aus der Lebensversicherungswerbung: »This is really happening«, »No one belongs here more than you«, »Everything is going to be amazing«. Im temporären Hotel »Lovelace« verfolgen einen solche Phrasen von der Lobby (meterhoch in Leuchtschrift) bis ins Hotelzimmer (eingerahmt über dem Vitra-Sessel). Ein »Kulturexperiment« will das »Lovelace« für zwei Jahre sein, bis die Zwischennutzung des früheren Gebäudes der Bayerischen Staatsbank endet. Es wird Lesungen, Konzerte und Filmabende geben, was an das »Soho House«-Konzept erinnert. Jeder der 4800 Quadratmeter ist zielgruppengerecht ausstaffiert und etikettiert: Das Luxus-Bio-Shampoo kennt man aus Beautyblogs, auf dem Fönbeutel steht »brainstorming«, neben der Rezeption kann man Leica-Sofortbildkameras und limitierte Sonnenbrillen namens »Monochrome Pizza« kaufen. Dass ein Restaurant im Dachgeschoss eines denkmalgeschützten Gründerzeitbaus »Street Kitchen« heißt, kann man ranschmeißerisch finden – oder man erfreut sich daran, dass es den guten Monkey-47-Gin in der Minibar gibt und auch sonst alles, was zur Vollausstattung einer instagramtauglichen Großstadtexistenz gehört, vom Elektrofahrradverleih bis zum Barbier, der einem Bartöl ins Gesichtshaar reibt. Das Beste sind die Betten mit Matratzen aus Naturlatex. Auf ihnen schläft es sich amazing.
The Lovelace
Kardinal-Faulhaber-Straße 1
80333 München
Tel. 089/21 54 07 90
DZ ohne Frühstück ab 155 Euro.
Foto: Steve Herud