»Mist, jetzt wird mein Kiez gentrifiziert«, entfuhr es dem Sohn, der kurz vergaß, dass er als Student selbst zu den Gentrifizierern in Kreuzberg gehört. Die Hotelchefs – Dietmar Mueller-Elmau vom »Schloss Elmau« in Bayern und Dietrich von Boetticher – haben Ängste geweckt, aber ihr Gewissen ist rein: Das denkmalgeschützte Haus am Oranienplatz stand zehn Jahre leer, kein Mieter musste weichen. Friedensstiftend wirkte sicherlich auch, dass die Nachbarn sich mal umschauen durften. Im Erdgeschoss, wo 1913 das »Oranienpalast Kabarett-Kaffee« eröffnet wurde, liegt jetzt ein Restaurant mit langer Theke und einem Steinway-Flügel, exakt an jener Stelle, an der schon vor hundert Jahren ein Klavier stand. Klassik- und Jazzkonzerte finden hier statt, nur Künstler aus Berlin dürfen auftreten, der Eintritt ist frei. Die Holzreste für die Mosaike in der Wandverkleidung kommen aus aller Welt, das Lichtdesign aus Bayern: Die Sonne- und Mondlampen an der Decke sind ein Spleen von Mueller-Elmau. Einige Wandlampen sind mit Blattgold legiert. Koste 200 Euro pro Stück, sagt Mueller-Elmau, erzeuge dafür ein viel wärmeres Licht. Die kleinsten Zimmer sind mit hundert Euro vergleichsweise günstig – es gibt plausiblere Ziele für den Klassenkampf. Bisher flogen auch keine Steine. Durch die hohen Fenster blickt man auf die Brasserie »Ora«, die vor wenigen Jahren aus einer ehemaligen Apotheke entstand. Der Vater wird sich gelegentlich eine Alternative zur Luftmatratze beim Sohn genehmigen.
Hotel »Orania.Berlin«
Oranienplatz 17
10999 Berlin-Kreuzberg
Tel. 030/69539680, DZ inkl. Frühstück
ab 100 Euro.
Foto: Orania Berlin