Einen der schönsten Orte Sloweniens hatte sich Jugoslawiens Staatschef Josip Broz, genannt Tito, da ausgesucht. Den Bleder See am Fuß der Julischen Alpen hatte der europäische Hochadel bereits Ende des 19. Jahrhunderts als Reiseziel entdeckt. Ein halbes Jahrhundert später ließ dort der Diktator 1947 auf den Grundmauern eines Sommerschlosses eine seiner mondänen Ferienresidenzen errichten. Schon die lange Auffahrt zur »Villa Bled« ist eine Reise in diesozialistische Urlaubsdiplomatie. Wir befinden uns schließlich in einer Reihe mit so unterschiedlichen Gästen wie Indira Gandhi, Nikita Chruschtschow und Kim Il-Sung. Das Interieur ist nahezu unverändert, die 31 großzügigen Zimmer versprühen den Funktionärs-Charme der Sechziger- und Siebzigerjahre. Man kann auch Titos ehemalige Privaträume mieten, die jetzt Präsidentensuite heißen - zwei Badezimmer mit Whirlpool, 120 Quadratmeter, Seeblick. Im Bankettsaal, der hauptsächlich der Filmvorführung von Titos geliebten Western diente, prangt ein Fresko mit den Helden des jugoslawischen Partisanenkampfes. Immer seltener wünschen sich Festgesellschaften, dass es zugehängt wird, erzählt uns der Portier. Wer nicht zur kleinen Bleder Insel im See hinüberschwimmen will, kann kostenlos eines der Ruderboote der »Villa Bled« leihen. Dann, bei wirklich vorzüglichem Essen und einem slowenischen Riesling beschäftigen wir uns allmählich mit der Frage, ob wohl alle Diktatorenpaläste so ein angenehmes Hotel abgäben.
Villa Bled
Cesta svobode 26
4260 Bled
Tel. 00386/45783710
DZ ab 175 Euro
Foto: Panthermedia