Wenn einen der Krieg zum Gastwirt macht

Giuseppe war glücklich als Vertreter für Reinigungsmaschinen, musste vor Saddam Husseins Armee fliehen - und landete als Wirt am Gardasee. Unser Hoteltipp erzählt von den Unwegbarkeiten des Lebens - und vom besten Zimmer der Pension "La Tinassara".

Lazise ist noch nicht so fest in deutscher Hand wie das Nordufer des Gardasees. Bei Giuseppe sitzen auch viele Niederländer und Italiener auf der Terrasse.

Giuseppe war Vertreter für Reinigungsmaschinen von Flug­zeug-Gangways. Gutes Geschäft, luxuriöse Auslandsreisen, sorgenfreies Leben. Bis 1990, in Kuwait war Schluss. Er schaffte es, eine Woche nach der Invasion von Saddam Husseins Armee über Abu Dhabi zu fliehen, aber die Container mit der Ware waren futsch. Giuseppe probierte alles, um in dem Beruf noch einmal Fuß zu fassen, vergeblich. Plan B: eine Pension am Gardasee in der Ruine, die seine Frau und er sich für den Ruhestand gekauft hatten, und zwar so, wie er sie sich auf seinen vielen Vertreterreisen immer erträumt hatte. Also gutes Frühstück ohne Zeit- und Mengenbeschränkung, ein paar Tische draußen unter Weinreben, abends auf Bestellung Spaghetti oder Pizza, den Wein holt man sich selbst aus dem Kühlschrank, Leihräder, kein Fernseher, kein Zucker, kein Aschenbecher, dafür eine Lade­station für Elektroautos und ein kleiner Pool. Seit 1996 hat er Zimmer um Zimmer der alten bischöflichen Sommer­residenz restauriert, jetzt sind es dreizehn. Schön und stilecht mit alten Landhausmöbeln hat er sie eingerichtet, nebenbei fünf Jahre gegen die Wucherzinsen der Bank prozessiert, am Ende erfolgreich. Heute ist Giuseppe ein glücklicher Mann. Lacht, wenn er Kaffee macht. Plaudert, wenn die Gäste es zulassen, kocht auf Bestellung, fährt mit dem Rad um den Gardasee oder hoch ins Trentino, vom Rest der Welt hat er genug gesehen. Guter Typ, guter Ort, zum See sind es 15 Fuß­minuten. Ah, und: Zimmer 13 hat eine kleine Terrasse.

La Tinassara,
Via Valesana 8, 37017 Lazise
Tel. +39/045/6 47 00 88
DZ für 127 Euro