Anders ticken

 Lange waren Armbanduhren für Frauen ein Tabu-Thema. Die Firma Rolex und der Ärmelkanal haben das geändert.

Handzahm: Uhr »Oyster" Perpetual Datejust 36« von Rolex.

Foto: Martin Fengel

Es ist nicht sonderlich bekannt, dass der Erfolg der Firma Rolex auch auf feministischen Säulen steht. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts herrschte in England die Überzeugung, Armbanduhren hätten an Frauenarmen nichts verloren, eine genaue Kenntnis der Zeit würde Frauen nur verwirren. Der Rolex-Gründer Hans Wilsdorf sah das anders und legte früh Damenkollektionen auf – mit besonderer Ganggenauigkeit. Dann gab es noch Mercedes Gleitze. Das war eine Stenotypistin aus London, die am 7. Oktober 1927 um 2:55 Uhr in Frankreich in den Ärmelkanal sprang, um 15 Stunden und 15 Minuten später in England an Land zu gehen. Als erste Engländerin durch den Kanal! Böse Zungen bezichtigten sie des Betrugs, also wiederholte Frau Gleitze ihr Unterfangen zwei Wochen später, diesmal begleitet von einer Rolex, die ihr Wilsdorf gegeben hatte. Weil das Wasser viel kälter war, kollabierte sie kurz vor dem Ende. Sie wurde trotzdem zum Star, genau wie die Uhr. Zeichen der Zeit eben.