Reisefreiheit

Im Urlaub einzukaufen macht Spaß. Erstens, weil dabei alles ein bisschen anders ist. Zweitens, weil man sich beim Umrechnen selbst betrügt. Drittens, weil man sich einreden kann, dass diese Gelegenheit nie wieder kommt, was die Entscheidung meist deutlich beschleunigt. Das würde aber ja eigentlich nur gelten, wenn es sich um einmalige lokale Produkte handelt. Einen Einbaum aus Mangoholz, eine echte Sardinenflöte oder so was. Darüber aber sehen wir großzügig hinweg und kaufen in der Ferne lieber genau die Handtasche, die wir uns in der heimischen Boutique noch verkniffen haben. Warum? Ganz einfach: weil man sich im Urlaub nicht an die Hausordnung von daheim halten muss. Stichwort Beschwingtheit. Das macht den Urlaub erst zum Urlaub, nicht etwa Sonnenuntergänge und Fotos vom Weltkulturerbe: nein, das banale Gefühl, mit sich selbst nicht so streng sein zu müssen. Deshalb fängt man auf Reisen auch mit dem ersten Drink früher an, leiht sich viel zu kleine, rostige Motorräder oder schnallt sich in der Rikscha nicht an. Kurz: Im Urlaub sind wir die, über die wir zu Hause den Kopf schütteln. Hurra!

Ansteckend: Handtasche »Eclipse« von Bally, von Max Scharnigg
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Foto: Lukas Wassmann