Ruhesitz

Warum sich das Reisen erster Klasse häufig nur zweitklassig anfühlt.

Einzelteil: Sessel »Feel Good« von Flexform, gesehen bei Böhmler. Vielen Dank an das Verkehrszentrum des Deutschen Museums.

Gelegentlich spürt man ja das niedere Verlangen, irgendwohin in der ersten Klasse zu verreisen. In solchen Stimmungen legt man Wert darauf, dass die gebuchten Sessel sich von denen der anderen Klasse deutlich unterscheiden. Schließlich bezahlt man dreimal so viel, dafür erwartet man mindestens einen Thron mit Hermelinfell und einen Schokobrunnen. Nun geht der Beförderungstrend aber dahin, dass die Sessel oft nahezu gleich sind, egal wo man sitzt. Ein zusätzliches Kissen, eine gepolsterte Armlehne, eine etwas größere Kopfserviette vielleicht, aber das war es dann auch mit der Vorzugsbehandlung. Der eigentliche Luxus liegt darin, dass man in der ersten Klasse seltener jemanden hinter sich hat, der einem sein Knie durch die Sessellehne in den Rücken drückt. Deshalb schafft man es sogar, ein bisschen zu schlafen. Und dann davon zu träumen, wie man in einem Stadion voller Holzsitze als Einziger in einem gemütlichen Polstersessel sitzt. Nackt.

Foto: Martin Fengel