Es gibt im Fernsehen ein neues Showformat, das man sich müde & betrunken sehr gut nachts in der Wiederholung ansehen kann. In keinem anderen Zustand konsumiert man ja bitte deutsche Showformate. Also, bei dieser Show müssen die Kandidaten mittels Muskelkraft über Hindernisse springen, kriechen und hangeln, sonst klatschen sie ins Wasser. Es ist sehr hübsch zu sehen, wie dabei die gröbsten Muskelheinis nach wenigen Sekunden baden gehen. Fast mühelos hingegen kommen schmale Knaben mit Brillen und schüchternem Gesamteindruck durch. Ein Menschenschlag, der im Privatfernsehen bisher selten eine schmeichelhafte Rolle gespielt hat. Es sind, so erfährt man, Parkour-Läufer. Typen, die Wege finden, wo andere nur Mülltonnen erkennen. Eigentlich dachte man, diese urbanen Pfad-Finder wären nur so ein Berliner Polylux-(ehemaliges Showformat)-Hirngespinst. Aber sie sind offenbar die neuen Helden, vor denen aufgepumpte Bizepsträger sich fürchten. Das ist sehr beruhigend und hat auch modisch Vorteile – denn die schmalen Jungs passen sehr gut in schmale Anzüge, siehe oben.
Aushängeschild: Samtanzug von Brioni, von Max Scharnigg.
Foto: Markus Burke