Bühnenzauber

Warum man Theaterstücke für ausrangierte Kulissen schreiben sollte.

Formsache: Wattiertes Oberteil, Hose und Stiefel von 1 Moncler JW Anderson.

 Foto: Lorenzo Vitturi

Wer je mal in einem Theaterfundus herumspazieren durfte, weiß: Die Kulissen und Requisiten dort haben eine ganz seltsame Ausstrahlung, es liegt so eine Art geronnene Aufregung in der Luft. Man merkt diesen Dingen mit ihren Farben und Formen sofort an, dass sie mal fürs große Scheinwerferlicht gemacht wurden, und ahnt, dass sie ­einige Zeit lang mit das Wichtigste überhaupt waren. Sie haben eine Patina aus Lampenfieber und Applaus an sich. Eines Tages wurden sie ausrangiert, genau wie die tollen Kostüme der Hauptdarstellerinnen und Hauptdarsteller, wie die Perücken und vollgekritzelten Textbücher des Stücks. Wegwerfen geht bei diesen Dingen nicht so leicht, weil so viel Arbeit und Erinnerung drinsteckt. Und wer weiß schon, ob man sie noch mal braucht? Die Sachen gehen also in einen ewigen Dämmerzustand über, stehen im Weg, verfallen ein bisschen und erzählen, wie alle alternden Helden, immer nur noch von früher. Vielleicht, ganz vielleicht, sollte man Theaterstücke für ausrangierte Kulissen schreiben.