Wenn man erstmal drin ist…

Warum brauchen Damen so lange, um ins Wasser zu gehen? Max Scharnigg über Seebesucher und ihre Badekleidung.

Erdbeeren? Die wahre Schwierigkeit beim Thema Badeanzug liegt woanders und meistens unter zwanzig Grad Celsius. Die Seeufer sind wieder bevölkert von Badeanzugdamen jeder Art, die zaudernd im knietiefen Wasser waten. So versuchen sie sich an das feindliche Element zu gewöhnen, Damen gehören nämlich nicht zu den wechselwarmen Tieren. Das ist, nebenbei gesagt, ein Glück, sonst würden sie nie frierend zu einem unter die Decke kriechen. Aber beim Stapellauf am Bergsee wäre es praktisch. Stattdessen müssen sie Luft einsaugen wie ein SUV beim Start und sich schröckliches Wasser auf den Hals spritzen. Dabei ist es doch, alte Volksweisheit, gar nicht mehr so schlimm, wenn man mal drin ist. Männer sind genauso kältescheu, erachten längeres Wassertreten aber als ehrenrührig und stürzen sich notgedrungen hinein wie Menschen in Werbespots für Lebensversicherungen. Das macht den Vorgang nicht unbedingt eleganter. Aber das kann auch daran liegen, dass Männer selten schöne Badeanzüge tragen.

Sommerfrische: Badeanzug von Solid and Striped, gesehen bei net-a-porter.com

Foto: Jason Evans