SZ-Magazin: Herr Hübl, standen Sie schon einmal im Shitstorm?
Philipp Hübl: Shitstorm wäre übertrieben. Ich wurde nicht bedroht, und meine Wohnungstür wurde auch nicht beschmiert. Sagen wir, es war eine fäkale Brise.
Worum ging es?
Ich hatte in einer Kolumne im Deutschlandradio gefordert, differenzierter über den Begriff »Rassismus« zu sprechen.
Warum?
Weil der Begriff deutlich erweitert wurde. Heute gelten Phänomene als rassistisch, die nichts mehr mit abwertenden Einstellungen zu tun haben, zum Beispiel unbestimmte »Strukturen«, die für die Ungleichheit zwischen Gruppen verantwortlich sein sollen. Auf Twitter beziehungsweise X haben mir einige Leute unterstellt, ich würde echten Rassismus leugnen, obwohl ich die größten Studien zum Thema sogar im Onlinetext verlinkt hatte. Die Sache drang bis zur Universität der Künste in Berlin vor, an der ich damals unterrichtete. Zwei Kolleginnen schrieben einen offenen Brief auf der Webseite der Uni, statt persönlich mit mir zu sprechen. Und wollten zunächst verhindern, dass ich dort darauf antworte. Eine skurrile Erfahrung.