Name: Lene Münch
Geboren: 9. November 1983
Ausbildung: Fotojournalismus-Studium an der FH Hannover
Homepage: Lene Münch // Kollektiv25
In Ihrer Fotoserie „Ewig treu" porträtieren Sie Burschenschaften. Warum werden die Leute in dieser Art der Studentenverbindung Mitglied?
Da gibt es verschiedene Gründe. Oft ist es Tradition, da sind die Väter und Großväter schon Mitglied gewesen. Aber ich habe auch mitbekommen, dass jemand fürs Studium die Stadt gewechselt und keine WG gefunden hat oder mit den Leuten vor Ort nichts anfangen konnte. Also ist er zu einem Treffen der Burschenschaft gegangen, fand die Leute sympathisch und ist da quasi unbedarft eingezogen. Die Mieten sind auch recht günstig.
Und trotzdem gibt es immer weniger Burschenschaftler. Warum?
Die Probleme haben nicht nur Burschenschaften, sondern Studentenverbindungen allgemein, also auch Corps oder Sänger- und Landsmannschaften. Früher waren dreißig Prozent der männlichen Studenten Mitglieder, früher war es auch noch angesehen, eine vom Fechten vernarbte Wange zu haben, mit der man zeigen konnte, Teil einer Burschenschaft zu sein. Heute wirkt das altmodisch.
Burschenschaftler wohnen ja gemeinsam in einer WG. Wie verläuft ihr Tag?
Acht oder zwölf Studenten wohnen in einem Haus, sie gehen vormittags in die Uni, treffen sich vielleicht in der Mensa und kommen anschließend nach Hause. Dort wird dann in Lerngruppen gepaukt, wobei die Älteren, die Fuchsmajore, den Jüngeren, den Füchsen, helfen. Anschließend gibt es Fecht-Training, einmal die Woche kommt ein professioneller Trainer. Und abends, da wird oft gefeiert, es sei denn, es gibt einen Konvent, auf dem wichtige Themen besprochen werden müssen.
Das Klischee besagt, dass Burschenschaften frauen- und ausländerfeindlich sind und dass dort über die Maßen Alkohol getrunken wird. Wie schätzen Sie das ein?
Es hat sicher seinen Grund, warum der Verfassungsschutz Burschenschaften ins Visier nimmt, ja, aber so allgemein kann man das nicht sagen. Klar, Burschenschaften sind nationalbewusst, sie sind konservativ, aber sicherlich nicht durch die Bank rechtsextrem. Was den Alkoholismus angeht, da haben mich die Burschen sehr oft drauf angesprochen: „Aber andere Leute in unserem Alter feiern doch auch jeden Tag ihre Party. Wir trinken immerhin nur Bier und nicht das harte Zeug." Das spricht dann schon für sich.