»Ich mag es, wenn die Leute ihren Humor mit ins Bild retuschieren«

Weil seine Eltern wegen der Pandemie nicht reisen können, hat der Schweizer Lucas Ziegler ein Foto seiner Eltern um die Welt geschickt – und Menschen darum gebeten, sie in Motive ihres jeweiligen Heimatlandes zu photoshoppen. Das Ergebnis ist so rührend wie skurril.

Name: Lucas Ziegler
Geburtsjahr: 1978  
Wohnort: Zürich, Schweiz 
Ausbildung: Bachelor in Sozialarbeit (2004), Bachelor of Arts (Zürcher Hochschule der Künste, 2018)
Website: www.lucasziegler.ch

SZ-Magazin: Herr Ziegler, was haben Ihre Eltern dazu gesagt, dass Sie deren Foto um die Welt geschickt haben – und fremde Menschen es frei nach Laune bearbeiten durften?
Lucas Ziegler:
Sie mussten schon schmunzeln, als sie die Ergebnisse gesehen haben. Aber sie haben sich sehr gefreut, auch weil sie an Orte retuschiert wurden, an die sie immer schon reisen wollten.

Warum haben Sie Ihre Eltern als Motiv ausgewählt und nicht sich selbst?
Weil mir meine Eltern immer vorschwärmen, wohin sie gerne reisen würden. Aber sie haben ein Alter erreicht, wo sie sich nicht mehr so recht trauen weite Ziele anzusteuern.

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Hatten Sie Fernweh, als Sie die Idee zu dieser Bilderreise hatten? 
An diesem Tag hatte ich Retuschierarbeiten zu erledigen und fragte mich dabei, wie Menschen, die nicht in der Schweiz leben, diese Aufnahmen wohl bearbeiten würden. So entstand die Idee. 

Was war der erste Orte, an den Sie ein Foto Ihrer Eltern geschickt haben?
Albanien. Das ist ein Sehnsuchtsland von mir. Und ich habe meinen Eltern schon öfter gesagt, dass wir mal dorthin reisen müssen, die Herzlichkeit der Leute dort, so etwas habe ich selten erlebt. Also habe ich in Albanien jemanden gesucht, der Bildnachbearbeitung macht und hatte Glück. 

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Was waren Ihre Vorgaben? 
Ich habe bewusst viel Freiraum und Interpretationsmöglichkeiten gelassen. Die Vorgabe war nur, drei Fotos zu erstellen mit meinen Eltern darauf: Der erste Orte sollte eine Landschaftsaufnahme von einem Wunschort des Retuscheurs sein; dann sein oder ihr Wohnzimmer und als drittes ein Sightseeing-Ort.

Warum das Wohnzimmer-Motiv?
Ich hatte gehofft, dass man so sieht, wie ein typischer Wohnraum in dem Land aussieht – aber manche haben lieber Fotos von teuren Hotelzimmern genommen, wohl um einen besonders guten Eindruck ihrer Heimat zu hinterlassen. 

Welches Bild löst bei Ihnen am meisten Reiselust aus?
Die aus Japan. Ich wollte schon immer mal nach Tokio. Ich schätze das Essen sehr, aber ich habe wenig bis keinen Bezug zur Kultur, das würde ich gerne ändern.

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Welches Detail eines Fotos mögen Sie am liebsten?
Der Retuscheur aus den Philippinen hat meine Eltern unter seine Familie gemischt, das finde ich schön. Ich hab es auch gerne etwas trashig, darum mag ich das Bild in Bolivien auf dem Salzsee sehr. Wie meine Eltern da zwschen Himmel und Erde stehen, das ist so schön absurd. Oder das Bild aus Uganda, wo die Giraffen das Frühstück essen. Und meine Eltern vor der Freiheitsstatue in New York, da hat die Bildbearbeiterin den Hund von Barack Obama reingebastelt. Ich mag es, wenn die Leute ihren Humor mit ins Bild retuschieren.