JON URIARTE
Name: Jon Uriarte
Geboren: 1980 in Hondarribia, Spanien
Ausbildung: Fotografie am IEFC in Barcelona und am ICP in New York, mit Masterabschluss in Fotografie
Website: www.jonuriarte.com
SZ-Magazin: Herr Uriarte, in Ihrer Fotostrecke »The men under the influence« tragen Männer Frauenkleider. Wie haben Sie sie da reinbekommen?
Jon Uriarte: Das sind alles Freunde von mir. Ich hatte ihnen von meinem Projekt erzählt und die meisten wollten gerne Teil davon werden. Weil sie mich und meine Arbeiten kennen, benötigte ich nicht viel Überredungskunst.
Woher kommen die Klamotten und wer entschied, was die Männer tragen?
Sie alle tragen Outfits ihrer Freundinnen. Zu Beginn des Projekts, als ich mit ihnen Testfotos schießen wollte, entschieden sich die meisten Pärchen für lustige Kleider. Der verrückteste Rock mit dem lustigsten T-Shirt. Doch ich will daraus keinen Witz machen. Ich wollte keine Verkleidungen. Sie sollten Outfits tragen, mit denen ihre Partnerinnen für gewöhnlich genauso herumliefen. Also das Couch-Herumhäng- oder das Lieblingsoutfit. Egal was, es sollte nur echt sein.
Bei einigen fällt die Frauenkleidung kaum auf - man könnte meinen, die Männer würden ganz einfach den Modetrends folgen. Andere sehen sehr verkleidet aus. Was wollen Sie mit der Fotostrecke ausdrücken?
Mich stören keine aktuellen Modeerscheinungen. Kleidung ist für mich ein Mittel, mit dem man Themen herüberbringen kann, die etwas mit der Identität des Menschen zu tun haben. Ich wollte vermitteln, wie sich die Beziehung zwischen Männern und Frauen von meinen Eltern bis heute verändert hat. Früher war da ein sehr großer Unterschied in der sozialen Stellung von Mann und Frau. Heute ist der in einigen Ländern und Gesellschaften viel kleiner. Welchen Einfluss hat diese Entwicklung auf Männer? Die Veränderung bedeutet für jeden einzelnen Mann etwas anderes. Und das will ich mit den Bildern transportieren. Einige Models wirken sehr zufrieden in ihrer Kleidung. Andere überhaupt nicht. Einigen stehen die Frauenkleider. Anderen gar nicht. Ich bin kein Soziologe und will meine Beobachtung nicht formulieren oder belegen. Es war eine Idee, die ich fotografisch umsetzen wollte. Ich bin dabei zu keinem bestimmten Ergebnis gekommen. Das war aber auch nicht mein Ziel. Meine Intention ist es in erster Linie, den Betrachter abzuholen und ihn über meine Idee nachdenken zu lassen.
Fotos: Jon Uriarte