Name: Jan Schenck
Geboren: 1981
Ausbildung: Ostkreuzschule für Fotografie und Gestaltung, Berlin
Webseite: www.picturex.net
Herr Schenck, Ihre Serie „Fragmente von Anderswo" zeigt Bilder von Protest. Protest, wie wir ihn gerade in dieser Woche anlässlich des G20-Treffens in London und des NATO-Gipfels in Straßburg erleben. Wie ist die Stimmung auf solchen Großkundgebungen?
Ein Teil meiner Bilder ist 2007 in Heiligendamm entstanden. Ich war mittendrin in der Menge, die das Westtor blockiert hat. Die Diskussionen über das strategische Vorgehen, der lange Marsch über die Felder, die Frage, wie die Polizei reagieren wird - all das hat große Anspannung und Unsicherheit entstehen lassen. Als die Menge dann an ihrem Zielpunkt angekommen war, hat sich Erleichterung und Freude verbreitet, letztlich auch Erschöpfung. Diese Eindrücke habe ich versucht in meinen Bildern festzuhalten. Insbesondere auch Momente der Ruhe in einer solchen Ausnahmesituation - wie zum Beispiel eine Situation, in der ein Aktivist nach mehreren Tagen unter freiem Himmel am Straßenrand schläft. Welches Bild der Protestbewegung in Deutschland wollen Sie vermitteln?
Im Grunde, dass es nicht die eine Protestbewegung gibt. Mir war es wichtig deutlich zu machen, dass ich nur Fragmente zeigen kann. Die Protestbewegung in Deutschland setzt sich aus ganz unterschiedlichen Gruppen zusammen, die Kritik auf verschiedene Weise ausdrücken. Sie ist sehr vielschichtig. Es gibt natürlich die öffentlichkeitswirksamen Großdemos zu bestimmten, konkreten Anlässen. Sie bilden Anknüpfungspunkte für die vielen kleineren Projekte, die regional wirken und auf Dauer angelegt sind.
Was ist Ihr persönlicher Bezug zum Motiv "Protest"?
Ich bin selbst Anhänger der Anti-Atomkraft-Bewegung. 2005 war ich zum ersten Mal in Schottland bei den Demonstrationen gegen das G8-Treffen dabei und habe sehr viel fotografiert. Ich will Protest auch weiterhin fotografisch begleiten, weil das Thema eine unerschöpfliche Bandbreite an Motiven hergibt. Natürlich bin ich dabei kein objektiver Beobachter, sondern selbst Teil des Geschehens. Ich sehe Protest positiv.
(Interview: Susanne Steiger)