Nachsaison

Michael Schütze zeigt uns die Leere im italienischen Badeort Jesolo nach dem Ende der Urlaubszeit.

Name: Michael Schütze
Geboren: 19.05.1982
Ausbildung: Lette Verein Berlin
Website: www.michael-schuetze.com

SZ-Magazin: Auf ihren Bildern zeigen Sie den verlassenen Urlaubsort Jesolo  nach dem Ende der Urlaubssaison - nur ein Mann ist zu sehen, der mit seinem Hund spazieren geht. Waren Sie wirklich so alleine?
Michael Schütze: Ja, das war ich tatsächlich. Ab und zu ist ein Spaziergänger vorbeigekommen, die meiste Zeit aber war ich ganz für mich.  

In Jesolo leben rund 25.000 Menschen, wo wohnen die denn?  
Es gibt den alten Ort Jesolo, der etwas weiter innerhalb an der Lagune von Venedig liegt und eben »Lido di Jesolo«, das Strandbad an der Adria, wo die Bilder entstanden sind. Da steht dann wirklich ein Hotel neben dem anderen, so wie man sich ein Adriastrandbad vorstellt. Wenn die Saison vorbei ist, spielt sich das Leben vor allem in den Straßen hinter der Promenade und im alten Ort ab. Viel Stadtleben habe ich in den drei Tagen, die ich zum Fotografieren dort war tatsächlich nicht erlebt. Meist hatte ich eher das Gefühl in einer Filmkulisse spazieren zu gehen.  

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Auf Ihren Fotos sind die Hotels teilweise vernagelt, andere aber sehen aus, als sei gerade nur niemand da, sogar im Pool ist noch Wasser. Was passiert mit den Hotels nach der Saison?  
Die Hotels an der Promenade stehen leer. Manche werden saniert oder sind einfach zugenagelt bis zur nächsten Saison. Stellenweise sieht es wirklich aus, als wäre irgend etwas Schlimmes passiert und die Menschen hätten einfach die Füße in die Hände genommen und alles stehen und liegen gelassen. Anderen Ecken sind dann wieder mit Bauzäunen verbarrikadiert oder mit diesen seltsamen grünen Planen verhüllt und eingewickelt. Diese Mischung macht das Ganze so surreal.  

Was hat Sie speziell an Jesolo gereizt? Wofür steht der Ort?  
Die Idee kam mir bei einem sehr grauen Herbsturlaub an der Ostsee, quasi der »Adria« von Berlin, bei dem ich die Stimmung so faszinierend fand. Lauter leerstehende Ferienhäuser mit geschlossenen Läden, die genau diese Lücke repräsentieren, die entsteht, wenn die Touristen weg sind. Da kam mir die Idee, dass ich gern mal sehen würde, wie es dort in der Nachsaison aussieht, wo ich als Kind Urlaub gemacht habe. Da ich in München aufgewachsen bin, habe ich den Urlaub mit meinen Eltern in den Ferien oft an der Adria verbracht und so wurde Jesolo zum Ziel.

Fotos: Michael Schütze