Name: Georg Küttinger
Jahrgang: 1972
Ausbildung: Architekturstudium, in der Fotografie Autodidakt
Kontakt: http://www.georgkuettinger.de/
SZ-Magazin: Herr Küttinger, Sie benutzen eine ungewöhnliche und sehr zeitaufwendige Technik als Fotograf: Sie fotografieren ein Motiv zu verschiedenen Tages- oder Jahreszeiten und von unterschiedlichen Standpunkten. Warum die Mühe?
Georg Küttinger: Aus Dutzenden von Fragmenten ein kohärentes Bild entstehen zu lassen, kommt für mich einem malerischen Prozess gleich; der Computer ist dabei nur das Handwerkszeug. So wie der Remix in der Musik ein Stück neu interpretiert, so wird eine Landschaft in Einzelbilder zerlegt und in der Fokussierung auf einzelne Aspekte, Rhythmen und Abfolgen zu einem Bild verdichtet.
Erzählen Sie uns bitte etwas zu den Aufnahmen, die wir hier zeigen ...
Auf Lanzarote habe ich die „Salinas del Janubio" fotografiert, der Salzgewinnung dienende Felder direkt am Atlantik. Ich fotografierte die Felder einen ganzen Tag lang, während ununterbrochen neue Farben zum Vorschein kamen, je nach Sonneneinstrahlung und aktuellem Salzgehalt des Wassers. Diese vielen Fotos wurden dann zu einem einzigen Bild zusammengefügt. Bei den Aufnahmen des Vogelschwarms war dagegen der Standpunkt der Kamera statisch: Über einen längeren Zeitraum folgte ich den Bewegungen des Vogelschwarms. Die Dynamik entsteht durch die Überblendung der einzelnen Bilder zu einer Ausdehnung des bewegten Augenblicks. Und bei den Bildern aus dem Zillertal markieren die Aufnahmezeitpunkte von April bis Juni den Wechsel der Jahreszeiten. Ihr Bild Liguria wirkt schon fast surreal...
Ich fuhr mehrmals nach Ligurien, um dort einen Olivenhain zu fotografieren. Die sich durch die untere Bildhälfte ziehenden Strukturen sind verschiedenfarbige Netze, die zur Ernte der Oliven aufgespannt werden.
Ihr Ansatz fordert die klassische Definition der Fotografie - ein Bild, eine Einstellung, ein Standpunkt, ein Zeitpunkt - heraus, oder?
Die Realität, im Fall meiner Arbeiten das Motiv der Landschaften, könnte ich als eine Art "hardware" bezeichnen, die unendlich viele Möglichkeiten zur individuellen Perzeption bereitstellt. Das was gesehen wird, liegt im wahrsten Sinne im Auge des Betrachters. Insofern ist jeder Wahrnehmungsakt strukturierend, wertend und interpretierend. Mit meinen Bildern verweise ich auf diese Konstruktion von Wahrnehmung.
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Georg Küttingers nächste Ausstellung können Sie im Juni in der Artgalerie7 in Köln besuchen.
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