Name: Takayuki Narita
Alter: geboren 1971 in der Präfektur Aomori, Nord-Japan
Wohnort: Osaka, Japan
Ausbildung: Bachelor of Art & Design, Craft & Industrial Design an der »Nagoya Zokei University of Art & Design«
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SZ-Magazin: Sie haben dem Rosengarten Ihrer Heimatstadt Osaka eine Fotoserie und ein ganzes Buch gewidmet. Was fasziniert Sie so daran?
Takayuki Narita: Es ist der perfekte Ort, um Leute zu beobachten. Die Besucher sind komplett darauf fokussiert, gute Bilder von den Rosen und sich selbst zu machen. Oft beobachtet man bizarre Szenen, da kann ich einfach nicht wegschauen. Meine Fotos sollen die Leute vor allem auch zum Lachen bringen. Die Besucher unterwerfen sich darauf ja fast den Rosen.
Gehen Sie auch mal privat in den Rosengarten? Und fotografieren Sie dann ähnlich enthusiastisch?
Ja, ich gehe gern dahin, am liebsten im Mai und November, dann blühen die Rosen am schönsten. In der sogenannten goldenen Woche im Mai sind zudem Ferien in Japan und der Rosengarten ist sehr voll. Die Rosen an sich lichte ich allerdings nicht ab. Mich interessiert nur, wie die Menschen mit den Blumen interagieren. Oft bleibe ich den ganzen Tag im Rosengarten, länger als alle anderen. In der Hinsicht bin ich dann wohl der enthusiastischste Besucher überhaupt.
Haben die Besucher bemerkt, dass sie fotografiert wurden und sich ertappt gefühlt?
Die meisten haben mich nicht mal wahrgenommen haben – obwohl ich mit Blitz gearbeitet habe. Und selbst wenn sie mich bemerkten, entschuldigten sie sich eher, weil sie dachten, dass sie mir im Bild standen. Niemand kam auf die Idee, dass es mir gar nicht darum ging, die Blumen zu fotografieren.
Wie hat das ständige Fotografieren das Reisen verändert?
Neulich entdeckte ich an einer Sehenswürdigkeit, die für ihren religionsgeschichtlichen Hintergrund bekannt ist, dass eine neues Schild aufgestellt wurde. Es kennzeichnete denn Ort als »instagramable«, also gut geeignet als Motiv für Instagram-Bilder. Den Touristen ist es viel wichtiger geworden, ein gutes Foto zu schießen. Das verändert den ursprünglichen Anreiz von Sehenswürdigkeiten. Die Geschichte und die Hintergründe der Orte bleiben schnell mal auf der Strecke, wichtiger ist das Visuelle.
Würden Sie also sagen, das permanente Fotografieren verhindert einer Sehenswürdigkeit überhaupt nahe zu kommen?
Heutzutage ist es normal, Fotos zu schießen, um seine Bewunderung für einen Ort auszudrücken. Man kennt das Gefühl, wenn man sein Smartphone zuhause vergisst: Man ist den ganzen Tag angespannt. Genauso fühlt man sich, wenn man keine Fotos machen kann, während man sich in solch einer fotogenen Umgebung wie dem Garten in Osaka befindet. Deshalb bin ich der Meinung, die Leute sollten im Rosengarten unbedingt weiterhin Fotos machen.