Sehr gute Birnen sind selten. Denn sobald sie reif werden, halten die Früchte nicht lange und so werden sie oft nur halbreif verkauft. Als vor ein paar Jahren ein Platz im Garten frei wurde, habe ich deshalb sofort einen kleinen Birnbaum gepflanzt: »Santa Maria«, eine Sorte die mir sehr gut schmeckt. Am selben Standort hatte unser Vormieter auch schon einmal einen großen Birnbaum stehen, die Früchte waren in der ganzen Straße beliebt, erzählt die Nachbarin. Ich gab dem Bäumchen Kompost und freute mich auf meine erste Ernte. Dann passierte jahrelang wenig. Im zweiten oder dritten Frühjahr begannen sich zumindest Blüten zu zeigen, aber die fielen regelmäßig ab, ohne auch nur den allerkleinsten Fruchtansatz zu bilden. Ich begann unruhig zu werden. Der Garten ist klein, wenn ich Platz für einen Obstbaum opfere, würde ich gerne auch ein bisschen Obst ernten.
Erst im vergangenen Frühjahr recherchierte ich schließlich, worin das Problem liegen könnte. Die Lösung war so naheliegend, dass es mir fast peinlich ist: Meine Birne kann sich nicht selber befruchten und braucht einen Partner-Baum. Und zwar muss das bei Birnen eine andere Sorte sein, die aber zur gleichen Zeit blüht. Früher war das wohl kein Problem in unserem Stadtviertel, in fast allen Gärten standen Obstbäume. Aber nachdem dort seit Jahren ständig Bäume durch Doppelhaushälften ersetzt werden, gibt es offensichtlich keinen passenden Sexpartner für meine »Santa Maria«.
Kurz bevor meine Birnbaumblüten verblühten, brachte mir ein Freund gerade noch rechtzeitig einige Blüten aus seinem Garten mit. Mit einem Pinsel befruchtete ich die Blüten meines Bäumchens mit den Pollen der fremden Blüten. Vor kurzem waren zwölf Birnen reif. Die erste davon fiel Anfang September zu Boden, Santa Maria ist eine Sommersorte. Ihre Schale war zartgelb, makellos glatt, mit einem Hauch von Rouge auf der Sonnenseite. Die Konsistenz war fast cremig, dabei aber trotzdem mit einem ganz zarten Biss, das Aroma intensiv. Susanna, meine Frau, probierte zuerst und war verzückt: »Das ist die beste Birne meines Lebens! Dass ich das erleben darf!« Zwei dieser wertvollen Birnen legte ich später für eine ziemlich edle Version von Birnen, Bohnen und Speck in die Pfanne. Man kann gute Birnen natürlich auch kaufen, die Suche lohnt sich. Unbedingt.
Birnen, Bohnen, Speck
Für 4 Personen:
- 125 g getrocknete Bohnenkerne
- 1/2 Fenchelknolle
- 8 Riesengarnelen – Bio z.B. Crusta Nova oder möglichst nachhaltig gezüchtet, z.B. Blaue Garnele
- 1 Knoblauchzehe
- 1-2 getrocknete Peperoncino-Schoten
- 1/2 Bund Estragon
- 2 reife Birnen
- 75 g italienischer Pancetta-Speck in dünnen Scheiben
- 2 EL Olivenöl
- 2 EL (Estragon-)Essig
Bohnen über Nacht in anfangs lauwarmem Wasser einweichen. Fenchel putzen, die Abschnitte aufheben, Fenchel in feine Scheiben schneiden. Riesengarnelen-Köpfe abziehen, die Schwänze schälen, mit einem spitzen Messer am Rücken anritzen und evtl. vorhandenen dunkle Darmreste entfernen. Dann die Köpfe und Schalen mit 1 l Wasser, Knoblauch, Peperoncino und Fenchelabschnitten etwa 20 Min. schwach köcheln lassen, leicht salzen. Durch ein Sieb abgiessen, die Brühe verwenden um darin die Bohnenkerne etwa 50 Min. weichzukochen (je nach Sorte kann die Garzeit ziemlich unterschiedlich sein). Vom Herd nehmen abkühlen lassen und zuletzt abgießen, einen Schuss Flüssigkeit auffangen.
Estragon zupfen, ganz grob hacken. Birnen vierteln, das Kernhaus herausschneiden, die Stücke jeweils in 3-4 Spalten schneiden. Speck mit dem Olivenöl langsam goldbraun und knusprig braten. Birnen im Speckfett kurz anbraten, aus dem Fett heben. Riesengarnelen salzen und bei großer Hitze im Speckfett 2 Min. braten. Mit Estragonessig ablöschen und mit Birnen, Bohnen, Fenchel und Estragon mischen, 2-3 EL des aufbewahrten Garnelen-Bohnen-Fonds zugeben, abschmecken und anrichten. Pancetta über die Mischung bröseln, lauwarm servieren.