Die heiße Flüssigkeit streichelt cremig-butterig über Zunge und Gaumen. Karamellduft und ein Hauch von Honig lösen sofort die kleinen Verspannungen des Alltags. Dann erreicht die Warschauer Alternative zum Glühwein meine Kehle und brennt. Angenehm. Die Grzanka (gesprochen: »Gschanka« mit stimmhaftem »sch«, das etwa dem »J« in »Journal« entspricht) ist kein Glühwein, sondern ein Glühschnaps.
Ein ordentliches Stück Butter lässt das Wintergetränk harmloser erscheinen als es ist. Kichernd assoziiere ich ein Panoptikum des Kontrollverlusts am Rande polnischer Adventsfeierlichkeiten. Auch mein Freund und Nachbar Christian probiert einen Schluck und strahlt: »Das ist Weihnachten!« Seine Großeltern brachten das uralte Rezept nach dem zweiten Weltkrieg als heimatliches Ritual aus Warschau mit nach Hannover. Ein Teil der Familie ging damals nach Australien und in die USA, Grzanka war in der kalten Jahreszeit immer dabei.
Je kälter es stürmt und schneit, umso gemütlicher wirkt dieser Butter-Wodka. Die erste Runde trinkt man aus Kaffeetassen, die zweite vielleicht schon aus Espressotässchen. Christian kocht die Grzanka mit seiner Frau immer am Vorabend des Weihnachtsfests. Nachdem die beiden den Christbaum geschmückt haben, ist es meist schon tief in der Nacht. Eierbecher haben dann genau die richtige Größe für den polnischen Punsch.
Grzanka: Polnischer Punsch mit Wodka, Butter und Honig
für 800 ml (4-6 Personen):
Zutaten:
- 2 gehäufte EL Zucker
- 1 Flasche Korn oder Wodka
- 90 g Butter
- 1 EL Honig
1. Zucker in einen Topf streuen, so dass der Boden gleichmäßig davon bedeckt ist. Auf dem Herd erhitzen, bis der Zucker goldbraun karamellisiert – nicht rühren, nicht bewegen.
2. Den Topf vom Herd ziehen und mit dem Korn ablöschen. Vorsicht, das blubbert heftig und kann ein wenig spritzen. Einmal kurz aufkochen und dabei ab und zu rühren, bis der Zucker sich aufgelöst hat.
3. Butter und Honig zugeben, umrühren und sehr heiß aus (kleinen) Tassen trinken.