Schrumpelige, sonnenverbrannte Männer, die auf schattigen Dorfplätzen unter großen Bäumen sitzen und Pastis, Ouzo oder Raki trinken. Das ist meine erste Assoziation, wenn ich an Fenchelsamen denke – die Grundzutat dieser Schnäpse. Ich liebe diesen blumigen Duft aus der Anis-Familie, obwohl ich weder Pastis noch seine Verwandten gerne trinke, der Schnaps ist für mich zu hart – das Aroma entfaltet sich für mich schöner, wenn Olivenöl, Parmesan oder Butter mit im Spiel sind (Ausnahme: Der Sommercocktail Limonana mit Arak). In der Küche gehört das Gewürz zu meinen Favoriten, Fenchelsamen kommen so oft in Probier-doch-mal-Rezepten vor, dass ich sie gar nicht alle aufzählen kann. Pastrami-Lachs, Brezensuppe, Kurkuma-Lassi, und viele andere gewinnen eine leicht blumig schillernde Sommerabend-Facette durch das Aroma von Fenchelsamen. Vielleicht steht ja schon ein Glas bei Ihnen in der Küche – falls nicht: Besorgen Sie sich eines!
Neulich habe ich eine neue Variante entdeckt: Fenchelpollen schmecken noch feiner und blumiger als die Samen – »Feenstaub« nennt sie ein Gärtner, der Fenchelsamen als Saatgut anbietet. Sie können die fertigen Pollen kaufen, online sind sie leicht zu finden. Sie können aber auch selber Fenchelblüten trocknen und die Blüten und Pollen abstreifen und sammeln. Statt Fenchelblüten eignen sich auch die Blüten ähnlicher Gewürz-Doldenblütler wie Dill, Anis, Sellerie oder Petersilie. Dillblüten gibt es im Moment gerade günstig auf Bauernmärkten, eigentlich zum Gurkeneinlegen. Die Pollenausbeute ist allerdings sehr gering, auf die Dauer werde ich mir lieber ab und zu ein Gläschen Fenchelpollen gönnen. Aber durch den Versuch, selber welche zu trocknen, verstehe ich wenigstens, warum das Gewürz nicht ganz günstig ist. Zum Glück braucht man nicht viel davon, probieren Sie es aus, zum Beispiel in einer Variante meiner Spaghetti al limone, hier mit dem Staub der Fenchel-Fee und mit Bohnen, damit ein passendes Gemüse in die Pasta kommt.
Linguine mit Zitronensauce und »Feenstaub«
Zutaten:
- 500 g breite Bohnen Bohnen
- 400 g lange Pasta, z. B. Linguine Linguine
- 1/2 TL Fenchelblüten – siehe Text, Alternative: fein gehackte Fenchelsamen Fenchelblüten, Fenchelsamen
- 1 erstklassige Bio-Zitrone Zitrone
- 500 ml Brühe (siehe Rezeptanleitung) Brühe
- 2 Eier Ei
- 80 g Parmesan
- 2 EL kalte Butter Butter
- Optional:
- 1 EL helle Misopaste – damit wird die Sauce noch cremiger Misopaste
1. Bohnen putzen, dabei die Enden abschneiden, die Spitzen dranlassen. Dann die Bohnen längs in jeweils 3 Streifen schneiden. Linguine und Bohnen separat in zwei Töpfen mit Salzwasser kochen – eher knapp für die Bohnen, reichlich für die Pasta.
2. Währenddessen die Schale einer saftigen Bio-Zitrone fein abreiben. Den Saft auspressen und mit 450 ml Brühe und einer kräftigen Prise Fenchelblüten um die Hälfte einkochen. Parmesan reiben, mit restlicher Brühe und 2 Eiern verquirlen.
3. Miso, Butter und die Zitronenschale unter die eingekochte Brühe rühren. Bohnen etwas früher, Linguine etwas später abgiessen – wenn beide jeweils bissfest gekocht sind – kurz abtropfen und dann gleich mit Brühe und Parmesan-Eier-Mischung vermengen, bis alles von einer cremigen Emulsion überzogen ist.
4. Auf Teller verteilen, mit den restlichen Blüten bestreuen, sofort servieren.