Wie fühlt sich Heimat für Sie an, Christian Stückl?

Der Theater-Intendant und Spielleiter Christian Stückl im Interview ohne Worte über Kirchenbesuche, seine CO2-Bilanz und die Frage, wann die Passionsspiele einen weiblichen Jesus bekommen.

Geboren: 15. November 1961 in Oberammergau
Beruf: Intendant und Spielleiter
Ausbildung: Holzbildhauer
Status: Passioniert

Der Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter nannte Christian Stückl die »personifizierte Spielfreude«, das trifft es ganz gut. Wer Stückl bei den Proben zuschaut, würde auch Eintritt dafür zahlen. Er hüpft über die Bühne, brüllt und klopft, bis vor vier Monaten zog er dabei hektisch eine Zigarette nach der anderen weg. Seit 2002 leitet er das Münchner Volkstheater, sein Pensum ist immer beachtlich, aber die vergangenen vier Jahre wurde es fast unüberschaubar: Neubau des Volkstheaters, Inszenierungen von Juli Zeh und Shakespeare, dazu die Mammut-Proben für die Oberammergauer Passions­spiele – zweimal, weil beim ersten Mal das Virus dazwischenfunkte. Da hilft Optimismus. Der Webseite »Promisglauben« sagte er mal: »Ich orientiere mich an dem Jesuswort: Wenn ihr Glauben habt, dann könnt ihr Berge versetzen und die Welt verändern.« Schon als Jugendlicher wollte Stückl Spielleiter der Passion werden. Er wurde es mit 25, strich in den Texten herum, holte mehr Frauen auf die Bühne, eckte an. Eines Tages pappte ein Plakat an seiner Haustür: »Zieh Leine, sonst bekommst du nasse Beine.« Heute ist Stückl ­Ehrenbürger von Oberammergau. Den ersten Fototermin mit dem SZ-Magazin sagt er ab, Herzinfarkt. Nach fünf Tagen in der Klinik lässt er mitteilen, er sei gedanklich schon wieder bei den Proben.