Wie kaputt ist die Bahn wirklich, Claus Weselsky?

Der ehemalige GDL-Vorsitzende im Interview ohne Worte über Zugverspätungen, sein bestes Pokerface und die Frage, wie er als Liebhaber ist.

Geboren 18. Februar 1959 in Dresden 
Beruf Ehemaliger Vorsitzender der Gewerkschaft GDL
Ausbildung Lehre zum Schienenfahrzeugschlosser, Lehre zum Lokomotivführer 
Status Streiklustig

Wenn dieser Mann im Fernsehen auftauchte, konnte man sich sicher sein, dass Unruhe anstand. Für Bahnreisende sowieso, denn dann klärte sich, wie turbulent die kommenden Tage würden. Claus Weselsky, der Arbeitnehmervertreter der Lokführer, hatte wahrlich nie Angst vor Streik, er schien ihn gern auszurufen. Aber einen gewissen Unterhaltungswert versprach er auch: Weselsky wischte mit sächsischer Mundart (da kommt er her) und Frankfurter Selbstbewusstein (da ging er nach der Wende hin) dem Bahnvorstand regelmäßig rechts und links eins aus. An das ungeschriebene Gesetz, dass Mächtige andere Mächtige selbst im Dissens noch schützen, hielt er sich nicht. Er nannte den Personalvorstand Martin Seiler einen Lügner, einen Trickser. Dem Vorstand warf er vor, er zwinge das Zugpersonal zu falschen Durchsagen. In den Verhandlungen seien die Herrschaften »provokant, überheblich«, es handle sich um »Nieten in Nadelstreifen«, »Vollpfosten«, »untätige Großmäuler«, überbezahlt natürlich. Nachdem die Bild 2014 seine Telefonnummer veröffentlicht hatte, damit sich alle Streikgeplagten selbst bei diesem »Bahnsinnigen« beschweren konnten, stellte er sein Telefon um und leitete die Anrufe an den damaligen Bahnchef Rüdiger Grube weiter. Im September ist Weselsky angeblich in den Ruhestand gegangen.