Sind Sie eine Heldin?

Kapitänin Carola Rackete im Interview ohne Worte über zivilen Ungehorsam, ihre Fahrt mit der »Sea-Watch 3«, Greta Thunberg und ihre Forderungen an die Politik.

Geboren: 8. Mai 1988 in Preetz
Beruf: Kapitänin
Ausbildung: Studium der Nautik (Bachelor) und Studium des Naturschutzmanagements (Master)
Status: Die Unbeugsame

Einer der Menschen des Jahres ist Carola Rackete. Auf Sizilien blickt ihr Konterfei mit Heiligenschein von einer Hauswand. Die Kapitänin hatte Ende Juni mit ihrer Crew 53 Menschen aus dem Mittelmeer gerettet und die Sea-Watch 3 ohne Erlaubnis in den sicheren Hafen von Lampedusa gesteuert. Die Welt hat sie dafür bewundert, ihr wird solche Aufmerksamkeit schnell zu viel. In einem Interview sagte sie: »Was ich persönlich überhaupt nicht brauche, ist die Geschichte von Carola, Heldin der Seenotrettung.« 21 Tage lang war sie auf See, musste schwere Entscheidungen treffen und legte damit nebenbei die Widersprüche der EU-Migrationspolitik offen. Ihr Leben ist allerdings nicht in erster Linie die Seenot­rettung, sondern der Kampf gegen die Klimakrise, gegen das kapitalistische System. Das war es schon immer, nur inte­ressierte sich vorher niemand dafür. Da dies nun anders ist, hat Carola Rackete das Buch Handeln statt hoffen. Aufruf an die letzte Generation geschrieben. Auf dem Cover ist ihr Gesicht abgebildet. Und so nutzt nun auch Carola Rackete, die aus Überzeugung keinen festen Wohnsitz hat und mit Rucksack unterwegs ist, letztlich die kapitalistische Logik der verkaufsfördernden Maßnahmen für sich. Hauptsache, die Menschen lesen das Buch und die Erlöse werden gespendet.