Wie reagieren Sie auf Kritik, Karin Beier?

Die Theater-Intendantin im Interview ohne Worte über Shakespeare, Armin Laschet, den Umgang mit Machos, Schüchternheit und ihre Gefühle, wenn sich der Vorhang jetzt wieder öffnet.

Geboren: 14. Dezember 1965 in Köln
Beruf: Intendantin, Regisseurin
Ausbildung: Studium der Anglistik, Theater-, Film- und Fernsehwissenschaften (abgebrochen) 
Status: Pionierin

Als die Intendantin das Foyer des Hamburger Schauspielhauses betritt, wirkt sie fast unsicher: Auf der Bühne stehen, Grimassen schneiden, ihren Körper einsetzen – als Regisseurin ist ihr das vertraut, eine Schauspielerin ist sie halt trotzdem nicht. Doch schon ihre ersten Antworten zeigen: Die Frau weiß, wer sie ist, was sie kann und will. Seit 2013 leitet Beier das größte Sprechtheater Deutschlands und ist damit immer noch eine Ausnahme in der Theaterszene, die vielleicht nicht mehr von Despoten, aber eben doch von Männern geprägt ist. Schon während des Studiums gründete sie die Theatergruppe »Countercheck Quarrelsome«, was so viel heißt wie: trotziger Widerspruch. Ihre Karriere startete 1988 am Düsseldorfer Schauspielhaus, es folgten Stationen in Wien, München, Köln. Während der Corona-Pandemie bewies Beier Durchhaltevermögen und Improvisationstalent: Trotz Hamburgs harter Linie ließ sie sich nicht unterkriegen und entwickelte mithilfe von Schwimmnudeln ein Abstandskonzept, um die Proben weiter zu ermöglichen. Vielleicht ist es gerade diese Mischung aus Rebellion und Ordnung, die Beier ausmacht. Ihre neue Regiearbeit – das Stück Lärm. Blindes Sehen. Blinde sehen! von Elfriede Jelinek – wurde im Juni uraufgeführt, wenn auch vor kleinem Publikum.