Sie konnten lange von Ihrem Beruf kaum leben. Wie ging es Ihnen da?

Die Schauspielerin Karin Hanczewski im Interview ohne Worte über scheiternde Mütter, ein Leben am Existenzminimum und Dinge, die man von Pferden lernen kann.

Geboren 22. Dezember 1981 in Berlin
Beruf Schauspielerin 
Ausbildung Europäisches Theaterinstitut Berlin
Status Frank und frei

Sie ist der Typ extrem spröde Kommissarin, und damit rettet Karin Hanczewski alias Karin Gorniak so manchen Dresdner Tatort. Irgendwie macht es Spaß, sich zu fragen, ob man sie nun mag oder nicht. Oder ob sie überhaupt möchte, dass man sie mag. Und dann erinnnert man sich vielleicht an einen ganz kleinen Film, Lotte heißt der, darin spielt sie eine Frau, wie man sie in Film und Fernsehen kaum sieht (eine Ausnahme wäre Tilda Swinton in Julia). Lotte, 32, raucht und trinkt und vögelt rum, sie ist pampig, faul, unzuverlässig, unempathisch. Und sie ist Mutter, lernt ihre Tochter aber erst kennen, als diese 15 ist. In einer Szene hat ihre Tochter Essen gekocht. Auf dem Tisch im Lager, in dem die beiden hausen, stehen zwei Teller, zwei Gläser, eine Kerze brennt. Lotte sagt, ah, super, nimmt den Teller, läuft kauend zum Kühlschrank, holt sich ein Bier raus, hm, lecker, schaut nicht auf, isst im Stehen, trinkt, schmatzt, null Kontakt, die Tochter verfolgt die Mutter mit ungläubigem Blick. Besser kann man soziale Imkompetenz kaum auf den Punkt bringen. Aber mit solchen Independent-Filmen verdient man kein Geld. Karin Hanczewski macht sie trotzdem, immer wieder, zum Glück: Auch in Bruder Schwester Herz (ab 10. Oktober im Kino) ist die Familie Thema und ebenfalls ziemlich gestört.