Was bereuen Sie, Karl Ove Knausgård? 

Der Schriftsteller im Interview ohne Worte über das Lebensgefühl in Norwegen, sein größtes Laster und die Frage, ob der Kampf nun endlich vorbei ist. 

Geboren 6. Dezember 1968 in Oslo
Beruf Schriftsteller 
Ausbildung Studium Kunstgeschichte und Literatur, Universität Bergen
Status Großer Zweifler

Wenn jemand mehr als viertausend Seiten über sich und sein Leben schreibt, kommt er um die eigenen Unzulänglichkeiten nicht herum. Der Norweger Karl Ove Knausgård beherrscht diese Disziplin wie kaum ein anderer, deshalb waren die sechs Bände, die er als »Min Kamp« bezeichnet – mein Kampf – so erfolgreich. Natürlich gibt es Nörgler, die sagen, er könne seine Tinte nicht halten, und wen solle interessieren, dass er sich wieder einen Kaffee mache. Seine Fans mochten die, so hieß es oft, »radikal ehrlichen« Erinnerungen an die Kindheit, die geprägt war von der Angst vorm Vater, die Erinnerungen an das Jahr als Junglehrer im immerdunklen Winter Nordnorwegens, die Bekenntnisse als unperfekter Vater und Partner in seiner zweiten Ehe mit einer Schwedin. Der letzte Band hieß Kämpfen, und Knausgård hatte sich selbst versprochen, danach mit der Autofiktion aufzuhören, was gar nicht so leicht war, er saß gewissermaßen darin fest und erreichte ja auch mehr Leser als voraussichtlich mit Fiktion. Mittlerweile hat er aber 2600 Seiten eines Horror-Fantasy-Romanzyklus’, Der Morgenstern, gefüllt. In diesem Jahr erschien der dritte Teil, die Rezensionen waren freundlich bis begeistert. Über sein derzeitiges Leben hält er sich bedeckt, er wohnt mit seiner dritten Frau und vielen Kindern in einer Patchwork-Familie in London.