Geboren 15. Januar 1976 in London
Beruf Künstler
Ausbildung Studium Volkswirtschaft und Choreografie in Berlin und Essen
Status Kryptisch
Eigentlich wünscht er sich, dass nichts bleibt von ihm und von seiner Kunst, kein Ton, kein Bild, kein Plakat. Tino Sehgal will, so stand es mal in der SZ, der Welt keine Güter hinzufügen, und mit dieser Strategie, die ja ein Angriff auf jegliches Marketing ist, betreibt Sehgal zugleich das allerbeste Marketing, denn wie man weiß, macht sich jemand, der sich allem entzieht, erst recht interessant. Tino Sehgal, Sohn eines Inders und einer Deutschen, der in Böblingen aufwuchs, ist als Künstler weltweit bekannt und gefragt – in der New York Times stand vor einiger Zeit, so ein Künstler werde nur etwa alle dreißig Jahre geboren –, obwohl sein Werk nirgends verewigt ist, man kann nur live dabei sein oder darüber lesen und davon hören. Es handelt sich um Vorstellungen, oft im Dunkeln, allerdings nicht in Theatern, sondern in Museen. Tänzer und Sänger, die Sehgal Interpreten nennt, führen sein Thema auf, beispielsweise The Kiss oder This Progress, sie singen, sitzen, rennen, lachen, küssen oder plaudern, sie bringen Leben ins Museum, anders kann man es nicht sagen, und Menschen, die mal eine solche »konstruierte Situation«, wie Sehgal das nennt, erlebt haben, sind ergriffen. Und nun gibt es diese Fotos, und sie werden bleiben. Er wollte es so. In einem Interview hat Sehgal mal gesagt, er sei sich selbst ein Rätsel.