Ist weniger mehr?

Die Schauspielerin Lilith Stangenberg im Interview ohne Worte über Online-Dating, rückhaltlose Liebe, Hausbesetzer, ihre Traumrolle und das Tanzen ihres Vornamens.

Geboren: 14. August 1988 in Berlin
Beruf: Schauspielerin 
Ausbildung: Abitur Freie Waldorfschule Kreuzberg
Status: Wild Thing

Ob sie im Tatort unter Vampirismusverdacht steht oder in dem Film Wild einem Wolf fast unerträglich nahe kommt – man möchte dieses Schauspielwesen beschützen, vielleicht vor sich selbst, denn bei Lilith Stangenberg wird deutlich, wie es aussieht, wenn jemand sich riskiert. Die Volksbühne in Berlin unter Frank Castorf war ihre Heimat, nach dem Ende seiner Intendanz 2017 suchte sie eine neue und fand sie wohl am ehesten beim philippinischen Allroundkünstler und sogenannten Punk-Auteur Khavn De La Cruz. Rund 100 Filme hat er gedreht, nebenher macht er Musik und malt. Lilith Stangenberg, so sagte sie es in Interviews, hatte sich in seine Arbeit verliebt, ihm das so ähnlich auch geschrieben, dann kam er zusammen mit Alexander Kluge auf sie zu – und so entstand der Musikfilm Orphea, eine wilde Collage aus Clips und Trips und Gesprächen über den Mythos des Orpheus, der für die Liebe hinuntergeht ins Reich der Toten. Und so entstand auch das gerade erschienene Album Lovesongs from Hell, Musik: Khavn De La Cruz, Gesang: Lilith Stangenberg. Dass sie singen kann, zeichnete sich schon 2015 ab, als sie in dem sehr empfehlenswerten Film Der Staat gegen Fritz Bauer die Sängerin im Nachtclub spielte, die eigentlich ein Mann ist. So wie Orpheus eigentlich ein Mann ist.