Warum schafft ein Orchester, was die Politik nicht schafft, Michael Barenboim?

Der Violinist des West-Eastern Divan Orchestra über den Nahostkonflikt, die Kraft der Musik und das Backgammon-Spielen mit seinem Vater Daniel Barenboim.

Geboren 21. September 1985 in Paris 
Beruf Klassischer Violinist und Bratschist
Ausbildung Philosophiestudium in Paris (abgebrochen), Geigenstudium in Rostock 
Status Spiel ohne Grenzen

Die Botschaft des Orchesters müsse lauter sein denn je, sagte der Vater, Daniel Barenboim, nach dem 7. Oktober. Im April dann beging das West-Eastern Divan Orchestra sein 25. Jubiläum, und der Sohn, Michael Barenboim, nahm in Berlin an ­einem Benefizkonzert für Gaza teil, denn, sagt er, es gebe keine Rechtfertigung für das Töten in Gaza, auch nicht den 7. Oktober. Und zur deutschen Haltung: »Die Palästinenser können nichts dafür, dass Deutschland sechs Millionen Juden ermordet hat.« Der Sohn, den die klassische Musik schon das ganze Leben begleitet – der Vater ­Dirigent und Pianist, die Mutter die Pianistin Jelena Baschkirowa –, spielte erst auch Klavier, griff aber mit sieben zur Geige und ging damit in gewisser Weise seinen eigenen Weg. Mit 18 wurde er Konzertmeister des vom ­Vater 1999 mitgegründeten West-Eastern Divan Orchestra, das aus jungen israelischen und arabischen Musikern ­besteht und sich gegen eine militärische Lösung des Nahostkonflikts ausspricht. Sein Traum, sagte Michael Barenboim in einem Interview, sei es, mit dem Ensemble in allen Herkunftsländern der Mitglieder aufzutreten: Libanon, Jordanien, Ägypten, Israel und Palästina. ­Weder Vater noch der Sohn sind so naiv zu glauben, den Konflikt lösen zu können. An Humanismus glauben sie schon.