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Als Kapitänin ziviler Seenotrettungsschiffe rettete Pia Klemp tausende Flüchtlinge vor dem Ertrinken. Im Interview ohne Worte äußert sie sich zu Heimat,  Hilflosigkeit und dem Ende des Sterbens im Mittelmeer.

Geboren: 10. Oktober 1983 in Bonn 
Beruf: Aktivistin 
Ausbildung: Biologiestudium (abgebrochen), Kapitänin 
Status: Vogelfrei

Sie weiß, wie es ist, tagelang auf einem Schiff voller traumatisierter Menschen darauf warten zu müssen, in einen Hafen einfahren zu können: Als Kapitänin der zivilen Seenotrettungsschiffe Sea-Watch 3 und Iuventa rettete Pia Klemp etwa 5000 Flüchtende vor dem Ertrinken. Das macht sie für manche zur Heldin, für andere zur Kriminellen. Die Iuventa wurde beschlagnahmt, gegen Klemp und neun weitere Crewmitglieder wird in Italien wegen »Beihilfe zur illegalen Einwanderung« ermittelt. Bei einer Verurteilung drohen zwanzig Jahre Haft. Es folgte eine Welle der Solidarisierung: Jan Böhmermann sammelte Spenden für die Seenotrettung, Joko und Klaas stellten Sendezeit zur Verfügung, und Henning May postete auf Instagram den Song Für Pia.

Obwohl Klemp Menschen im Mittelmeer ertrinken sah, sagt sie: »Das Meer ist für mich der schönste Ort.« Sie arbeitete mehrereJahre als Tauch­lehrerin und rettete mit der Meeresschutzorganisation Sea Shep­herd Wale. Klemp lebt ohne festes Einkommen und festen Wohnsitz; was sie besitzt, passt in einen Rucksack. Jetzt hat sie einen Roman geschrieben. In Lass uns mit den Toten tanzen geht es um eine tätowierte Kapitänin, die gegen die Kriminalisierung ihrer Einsätze kämpft. Am Ende hat sie ein neues Tattoo: »Let’s make love and revolution, baby«.