Sagen Sie jetzt nichts, Gregor Gysi

Gregor Gysi im Interview ohne Worte über die FDP, seine Frisur als Student und die »heute-show«

    Geboren 16. Januar 1948 in Berlin
    Beruf Rechtsanwalt und Politiker
    Ausbildung Lehrabschluss zum Facharbeiter für Rinderzucht, Jurastudium
    Status Einspruch, Euer Ehren!

    Das Gefühl, zu früh gegangen zu sein, kennt Gregor Gysi. Im Jahr 2002 trat er wegen der Bonusmeilen-Affäre als Bürgermeister und Senator des Landes Berlin zurück. Das Gefühl, zu spät zu gehen, wollte er nicht erleben. Also hat er seinen Rückzug angekündigt: Im Herbst wird Gysi nicht mehr für den Fraktionsvorsitz der Linken kandidieren. Er wird sich zurückziehen, seine Memoiren schreiben, Tipps aus der zweiten Reihe geben, der Verfassungsschutz hat schon 2014 aufgehört, ihn zu beobachten. Was man jetzt bereits sagen kann: Ein bisschen vermissen wird man ihn schon auf der großen Bühne, diesen charmanten Rohrspatz mit der Nickelbrille, der es immer geschafft hat, dass man ihm lieber zuhört als den meisten seiner Kollegen. Gysi war immer beides: rebellisch und witzig, blitzgescheit und flapsig. Eine Bereicherung für müde Talkrunden, eine Art Matthias Sammer der Politik, nämlich grundsätzlich unzufrieden. »Ein Linker muss nicht arm sein«, hat er mal gesagt, »ein Linker muss gegen Armut sein.« Es sind diese Sätze, für die man ihn in Erinnerung behalten wird. In seiner Rücktrittsrede bekannte er unter Tränen, sich zu wenig um seine Familie und Freunde gekümmert zu haben. Das kann er bald nachholen – Revolution müssen dann andere machen.

    Fotos: Tibor Bozi