Sagen Sie jetzt nichts, Okwui Enwezor

Museumsdirektor Okwui Enwezor im Interview ohne Worte über seinen Blick auf Kunst, Begegnungen mit Rassismus und darüber, wie ihn München verändert hat.



    Geboren:
    23. Oktober 1963 in Calabar, Nigeria
    Beruf: Museumsdirektor und Kurator
    Ausbildung: Studium der Politikwissenschaften in New Jersey
    Status: Frische Brise aus südlichen Richtungen

    Seit dreieinhalb Jahren leitet Okwui Enwezor jetzt schon das Haus der Kunst in München, aber ein richtiger Blockbuster, eine Wahnsinnsausstellung, in die alle rennen, nicht nur die Kunstmeute, sondern auch Eltern und Kinder und Rentner, die war halt noch nicht dabei. Und das wollten ihm ein paar Kritiker zum Vorwurf machen. Das Haus der Kunst stecke in der Krise, hieß es – als ob sich die Strahlkraft von Kunst in Zahlen messen ließe. Die Wahrheit ist: Enwezor tut dieser gemütlichen Stadt an der Isar gut. Er macht sie ein bisschen internationaler, unberechenbarer, unbequemer – und lädt ihre Bewohner ein, ihre Sehnsucht endlich mal nicht in Richtung Gardasee zu lenken, sondern nach Afrika, Asien oder Arabien. 2002 kuratierte er als erster Afrikaner die Documenta in Kassel, vor ein paar Monaten bekam er das Bundesverdienstkreuz, an diesem Wochenende eröffnet er als künstlerischer Leiter die 56. Biennale in Venedig. In der Süddeutschen Zeitung stand mal, Enwezors Kunst sei es, neue Einflüsse aufzusaugen, sich der Welt anzuverwandeln und dann sein eigenes Ding zu machen. Das tut er jetzt jedes Jahr im Herbst. Und trägt seine Lederhose zu Hemd, Krawatte und maßgeschneidertem Jackett. Ein Wiesnbesucher, nicht aus Fürstenfeldbruck oder Australien, sondern von Welt.

    Fotos: Maximilian Geuter