Sagen Sie jetzt nichts, Pussy Riot

Nadeschda Tolokonnikowa und Marija Aljochina von Pussy Riot über Putin, die Krim-Krise und das Leben nach dem Straflager.

    NADESCHDA ANDREJEWNA TOLOKONNIKOWA
    MARIJA WLADIMIROWNA ALJOCHINA

    Geboren: 7. November 1989 in Norilsk; 6. Juni 1988 in Moskau
    Beruf: Politische Aktivistinnen
    Ausbildung: Philosophiestudium an der Lomonossow-Universität, Moskau; Studentin des Instituts für Literatur; Moskau (unterbrochen)
    Status: Mütter Courage

    Am Balkon gegenüber der Villa Stuck im gediegenen Münchner Viertel Bogenhausen hängt seit knapp zwei Jahren ein Plakat. »Europa ohne Putin« steht dort in schwarzen Lettern auf weißem Grund. Um die Ecke befindet sich das russische Konsulat. Die Eigentümer der Wohnung mit dem Balkon-Plakat bieten manchmal russischen Oppositionellen ein Bett für die Nacht an. Als sie die Tür öffnen, stehen Nadeschda Tolokonnikowa und Marija Aljochina im Flur. Die eine putzt sich gerade die Zähne, die andere isst ein Marmeladenbrot. Beide saßen für das berühmt gewordene »Pussy Riot«-Punk-Gebet in der Christ-Erlöser-Kirche in Moskau eineinhalb Jahre in russischen Straflagern. Beide sind Mütter kleiner Kinder. Beide wurden Ende Dezember 2013 – wenige Monate vor Ende ihrer Haftstrafe – vom russischen Präsidenten Wladimir Putin begnadigt. Rechtzeitig zu den Olympischen Spielen in Sotschi. Seitdem sind sie als Putin- und Straflager-Kritikerinnen auf Welttour. Sie waren in New York, trafen auf die amerikanische UN-Botschafterin und Madonna, sie waren in Berlin, zu Gast auf der Berlinale und bei Bild. Beide sind jetzt Medienstars. Eine Rolle, die sie gern ausfüllen, sagen sie. »Für ein Putin-freies Russland.«

    Fotos: Frank Bauer