»Ich hatte Sex auf dem Mond. Und ich bin der einzige Mann, der das von sich behaupten kann«

Thad Roberts versprach seiner Freundin ein Stück vom Himmel. Also brach er bei der NASA ein und klaute Mondgestein im Wert von 20 Millionen Dollar. Die Geschichte einer galaktischen Liebe.  

Den Mond wird er nie betreten. Aber im Planetarium von Salt Lake City kann Thad Roberts immerhin so tun, als ob.

SZ-Magazin: Herr Roberts, wie schmeckt der Mond?
Thad Roberts: Überraschend salzig. Und etwas sandig, man hat danach einen komischen Belag auf den Zähnen.

Was hatten Sie erwartet?
Das weiß ich nicht genau, denn niemand außer mir hat jemals Mondgestein gegessen. Es waren zwar nur ein paar Brösel, aber immer wenn ich den Mond sehe, denke ich: Ein Stück davon habe ich jetzt im Körper. Ein tolles Gefühl. Auch wenn die ganze Aktion ziemlich übermütig war.

Meistgelesen diese Woche:

Sie stapeln tief. Sie sind vor neun Jahren bei der NASA eingebrochen und haben Mondgestein im Wert von 20 Millionen Dollar gestohlen. Was hat Sie getrieben?
Ich war damals Praktikant bei der NASA im Johnson Space Center in Houston. Meine Aufgabe war es, die Gesteinsproben zu katalogisieren, die Astronauten von den Apollo-Missionen mitgebracht haben. Und irgendwann ist mir ein Tresor aufgefallen, in dem die ausrangierten Steine lagen, die keinen wissenschaftlichen Nutzen mehr hatten. Die Forscher haben sie selbst als Abfall bezeichnet. Also habe ich gedacht: Wenn das Abfall ist, kann ich es ja mitnehmen.

Mondgestein gilt als wertvollstes Material der Welt. Wussten Sie nicht, dass die Steine ein Vermögen wert sind?
Ich habe nicht an Geld gedacht. Denn für die Wissenschaft sind Steine praktisch wertlos, sobald sie schon mal untersucht wurden. Für Experimente braucht man Steine, die noch nie mit der Erdatmosphäre in Berührung gekommen sind. Es gab bei der NASA das Sprichwort: Wir sollten die gebrauchten Steine verkaufen – und damit unsere Mission zum Mars finanzieren. Ich hatte nicht das Gefühl und schon gar nicht die Absicht, der NASA durch den Diebstahl zu schaden.

Die NASA sieht das anders.
Allerdings. Dort habe ich lebenslanges Hausverbot, die Wissenschaftler haben dafür gesorgt, dass ich zu 100 Monaten Gefängnis verurteilt wurde. Sie haben reagiert, als hätte ich nicht ein paar Steine mitgenommen, sondern ihre Kinder umgebracht. Das war wirklich bitter für mich, denn die Forscher waren wie meine zweite Familie. Meine leiblichen Eltern haben mich verstoßen, als ich 19 war, sie sind Mormonen und kamen nicht damit klar, dass ich Sex vor der Ehe hatte. Bei der NASA habe ich mich zu Hause gefühlt, ich war 24 Jahre alt und wollte unbedingt Astronaut werden. Die Leute dort haben mich gefördert, wo sie nur konnten. Und mir vertraut.

Warum haben Sie dieses Vertrauen dann aufs Spiel gesetzt?
Ich wollte einer Frau zeigen, dass ich alles für sie tun würde. Wirklich alles. Also habe ich ihr ein Stück vom Mond versprochen – als Zeichen meiner Liebe. Klingt kitschig, aber Sie hätten mal ihr Gesicht sehen sollen, als ich ihr sagte, dass ich es ernst meine mit diesem Geschenk.

Welche Frau war das?
Sie hieß Tiffany und war auch Praktikantin bei der NASA. Sie hat Biologie studiert, war zwanzig und sah unglaublich gut aus. Als wir mal mit einer Gruppe von NASA-Mitarbeitern schwimmen gegangen sind, war sie die Erste, die sich traute, von einer echt hohen Klippe ins Wasser zu springen. Das hat mir imponiert. Also wollte ich sie unbedingt beeindrucken – mit etwas, was ihr kein anderer Mann geben konnte.

War Tiffany auch in Sie verliebt?
Ja. Vielleicht, weil ich bei der NASA einen Ruf als Draufgänger hatte. Dabei war ich eigentlich sehr schüchtern und habe ständig gedacht: Tiffany spielt in einer ganz anderen Liga als ich, sie ist so wunderschön, so klug. Aber ich wusste sofort: Diese Frau teilt meine Sehnsucht nach den Sternen, uns verbindet sehr viel. Wir haben bis nachts über das Universum diskutiert. Wir kannten uns gerade mal zehn Tage, als ich ihr von meinem Plan mit den Mondsteinen erzählte. Wir standen in ihrer Küche, meine Augen wurden feucht, und sie hat gesagt: Das klingt romantisch. Lass es uns tun!

Die Steine lagen in einem Tresor, in einem Labor mit einem Zahlenschloss an der Tür, überall waren Kameras. Wie haben Sie es geschafft, da unbemerkt einzubrechen?
Es war erstaunlich einfach, ich kannte mich in dem Labor ja aus. Tiffany und ich haben uns einen Minibus geliehen und sind damit nachts zu dem Labor mit dem Mondgestein gefahren – mit unseren Dienstausweisen kamen wir problemlos auf das Gelände. Ich wusste, wo die Kameras installiert sind, also konnte ich sie auch umgehen. Das Türschloss war leicht zu knacken: Ich hatte den Ziffernblock vor der Arbeit mit fluoreszierendem Pulver bestäubt und gewartet, bis jemand den richtigen Code eingab. Dann konnte ich nach Feierabend mit einer UV-Lampe draufleuchten – und sehen, welche Tasten in welcher Reihenfolge gedrückt wurden. Den 270 Kilo schweren Tresor mit den Steinen haben Tiffany und ich auf einen Rollwagen geschnallt und ins Auto geladen. Als wir durch die Gänge schlichen, haben wir die Titelmelodie von Mission Impossible gesummt.

»Ein unfassbarer Schatz«

Überflieger: Thad Roberts wollte Astronaut werden. Als Praktikant bei der NASA durfte er wenigstens ein Erinnerungsfoto mit dem Raumfahrzeug X-38 machen.

Haben Sie sich auch wie im Film gefühlt?
Ja, zwei Praktikanten auf Zehenspitzen in einem Hochsicherheitstrakt. Mit einem Stück Mond im Gepäck. Ich wollte, dass Tiffany es eher als ein Abenteuer sieht, nicht als Diebstahl. Ich wollte geliebt werden. Und als Dieb wird man nicht geliebt. Als Abenteurer schon.

Mit Verlaub, das klingt naiv. Sie begehen einen Millionenraub und wollen das als nettes Abenteuer verkaufen.

Das weiß ich heute auch. Aber damals war es für mich eher wie ein Spiel.

Wann haben Sie gemerkt: Alles ernst?
Erst einen Tag nach dem Diebstahl. Wir haben am Stadtrand ein Motelzimmer gemietet und dort mit einer Spezialsäge in aller Ruhe den Tresor aufgebrochen. Den Inhalt haben wir die ganze Nacht lang katalogisiert, es waren Hunderte Proben, manche klein wie eine Erbse, andere groß wie ein Golfball. Ich habe Tiffany in die Augen geschaut, und mir wurde klar, dass wir tatsächlich Teile des Monds geklaut hatten. Sie hat gestrahlt, und ich wusste: Das war es wert. Zu jedem Stein lag auch ein Zertifikat mit im Safe, auf dem ganz genau aufgelistet war, woher er stammt. So haben wir festgestellt: Da sind Steine von allen Apollo-Missionen dabei, die auf dem Mond waren. Jede dieser Proben wurde von einem Astronauten aufgesammelt und zur Erde gebracht. Ein unfassbarer Schatz.

Was wollten Sie damit eigentlich machen?
Ein kleiner Stein, den Neil Armstrong bei der ersten Mondlandung aufgesammelt hat, sollte ein Anhänger für eine Halskette werden, wir haben uns schon ausgemalt, wie wir mal als altes Ehepaar zusammen auf der Terrasse sitzen, zum Mond schauen und diesen Gesteinsbrocken in der Hand halten. Ein paar Steine wollte ich verkaufen, um mit Tiffany ein neues Leben anzufangen und meine Studienkredite zurückzuzahlen.

Alles Mondgestein ist Staatsbesitz der USA, der Handel damit ist streng verboten. Wie läuft so ein Geschäft ab? Haben Sie eine Kleinanzeige aufgegeben: Mond zu verkaufen?

So blöd es klingt: Ja, so ähnlich war es. Ein Bekannter, der sich mit halbseidenen Deals auskannte, hat online gezielt nach Leuten gesucht, die Interesse an den Steinen haben könnten. Er hat das Angebot auf mehreren Webseiten hinterlassen, unter anderem auf der Seite eines belgischen Clubs von Gesteinssammlern. Die meisten Leute haben es wohl für Spam gehalten, bis auf einen Sammler namens Axel Emmermann. Er hat mir geschrieben: Wenn der Preis stimmt, kaufe ich etwas.

Wie viel haben Sie denn verlangt?

100 000 Dollar für einen Stein. Eigentlich lächerlich wenig, ich hätte locker das Zehnfache bekommen können. Aber ich wollte die Sache so schnell wie möglich hinter mich bringen, es war mir sehr unangenehm. Emmermann hat sofort eingewilligt. Seine einzige Frage war: Wie kann ich wissen, ob die Steine tatsächlich echt sind? Also habe ich ihn nach Amerika eingeladen, damit er sie sich anschauen kann und die NASA-Dokumente, die mit im Tresor lagen. Ihm wurde die Sache irgendwann zu heiß, also hat er die Polizei verständigt. Bei der geplanten Geldübergabe in einem Restaurant saßen mir zwei verdeckte Ermittler gegenüber.

Hatten Sie keine Angst, dass der Handel auffliegen könnte?

Ich war von Anfang an skeptisch, aber irgendwann gab es kein Zurück mehr. Ich dachte: Entweder sind das Gangster und rauben mich aus, weil sie ja wissen, dass ich im Besitz der Steine bin. Oder sie sind Cops und nehmen mich fest. Um diese Gedanken zu verdrängen, hab ich immer nur an meine Zukunft mit Tiffany gedacht und an die vielen tollen Sachen, die wir mit dem Geld anstellen könnten. Stattdessen war der Tag der Geldübergabe das letzte Mal, dass ich Tiffany gesehen habe. Wir wurden sofort verhaftet, der ganze Laden war voller FBI-Agenten. Sie haben uns abgeführt wie Terroristen.

Was ist Ihre letzte Erinnerung an Tiffany?
Kurz bevor wir zur Geldübergabe fuhren, wollte ich Tiffany noch mal überraschen. Wir waren in einem Hotel in Orlando in Florida, dort wollten wir die Steine an Emmermann verkaufen, in sicherem Abstand zur NASA in Texas. Neben uns stand der Koffer mit den Mondsteinen. Als Tiffany im Badezimmer war, habe ich einen Beutel unter das Kopfkissen und die Matratze im Hotelbett gelegt – um dann quasi mit ihr gemeinsam auf dem Mond zu liegen. Ich wollte sie eigentlich nur im Arm halten, aber es wurde immer leidenschaftlicher. Irgendwann hatten wir dann Sex.

Sex auf dem Mond?
Ja, ich bin der einzige Mann, der das von sich behaupten kann.

Wie fühlt sich das an?
Es ging gar nicht so sehr um den Sex in diesem Moment, sondern um Nähe, darum, etwas auszudrücken, was sich nicht in Worte fassen lässt. Es war mehr als Sex, besser als Sex, es war ein Symbol – wir hatten zusammen den Mond erobert, unfassbar. Es war mein letzter Sex für eine sehr lange Zeit, ein paar Stunden später war ich im Knast. Da ist schon ganz normaler Sex so unerreichbar wie für andere Menschen Sex auf dem Mond.

Unfassbar wertvoll: Bei den Apollo-Missionen haben Astronauten insgesamt 382 Kilo Mondgestein gesammelt. Der Besitz ist illegal, auf dem Schwarzmarkt bringen die Steine mehrere hunderttausend Euro - pro Gramm.

Wie wird jemand im Gefängnis behandelt, der ein Stück Mond geklaut hat?
Jeder hat dort einen Spitznamen, das ist Teil der Gefängniskultur. Meiner war Moon Rock, Mondstein. Ich habe mich dort unglaublich einsam gefühlt. Ich hatte zwei Uniabschlüsse, sprach mehrere Fremdsprachen und wollte Astronaut werden. Die anderen Typen haben mit ihren Banditengeschichten geprahlt und konnten oft nicht mal lesen.

Haben Sie Ihre Geschichte im Knast erzählt?
Ja, dass ich in der NASA eingebrochen bin, hat sich schnell herumgesprochen. Aber die Sache mit dem Sex auf dem Mond habe ich für mich behalten. Wenn im Gefängnis über Frauen geredet wird, klingt das immer respektlos, nach Unterwerfung und Macht. Sex bedeutete für die meisten Männer: Gewalt, oft an der Grenze zur Vergewaltigung. Ich wollte nicht, dass sie so auch über Tiffany sprechen. Und ich mittendrin, mit gebrochenem Herzen. Ich habe pausenlos an Tiffany gedacht, ich wusste nicht, was mit ihr passieren wird. Nur eine Sache konnte ich für sie tun: Ich habe gesagt, dass Tiffany den Diebstahl nicht begehen wollte, sondern dass ich sie zu alldem angestiftet hätte. Dadurch ist sie mit einer Bewährungsstrafe davongekommen. Ich habe fast geweint vor Freude, dass sie nicht ins Gefängnis musste. Auch wenn ich dadurch umso härter bestraft wurde: 100 Monate Haft, fast achteinhalb Jahre.

»Niemand versteht, dass man so etwas aus Liebe tun kann.«

Noch ein Erinnerungsfoto Thad Roberts in einem 50 Kilo schweren Raumanzug im Johnson Space Center in Houston. Mit 24 galt er als Nachwuchshoffnung für das Raumfahrtprogramm, weil er Russisch und Japanisch spricht, einen Pilotenschein hat und an seiner Uni einen Astronomie-Kurs geleitet hatte. Seit seinem Diebstahl hat er bei der NASA lebenslanges Hausverbot.  

Hatten Sie im Gefängnis Kontakt zu Tiffany?

Die ersten anderthalb Jahre gab es kein einziges Lebenszeichen von ihr. Stellen Sie sich das mal vor: Eben noch machen Sie Pläne für eine gemeinsame Zukunft, dann werden Sie verhaftet und sehen Ihre große Liebe nie mehr wieder. Ich weiß, ich habe Fehler gemacht und bin selbst schuld. Aber trotzdem: Es war die Hölle. Später habe ich erfahren, dass Tiffanys Vater ihr jeden Umgang mit mir verboten hat. Ich habe wirklich alles getan, um sie zu treffen oder mit ihr zu reden. Sogar meine Essensrationen habe ich meinen Mitgefangenen angeboten dafür, dass sie bei ihrem nächsten Telefonat mit ihren Familien sagen: Sucht im Internet nach Tiffany und fragt sie, ob sie einen Thad Roberts kennt.

Warum haben Sie das nicht selbst gemacht?

Ich hatte niemanden da draußen, den ich anrufen und um Hilfe bitten konnte. Meine Eltern hatten mich verstoßen. Alle meine Freunde bei der NASA haben mich gehasst und wollten nicht mehr mit mir reden. Ich war wirklich allein. Kein einziger Mensch hat mich im Gefängnis besucht. Ich war dem Selbstmord nahe. Ständig ging mir durch den Kopf: Du hast dein ganzes Leben ruiniert, mit einem einzigen, dummen, romantischen Streich. Meine Freundin, meine Karrierepläne, meine Freiheit – alles weg. Nach 18 Monaten in Haft hat mein Anwalt mir die Nummer von Tiffany besorgt, vorher hat ihre Familie es nicht erlaubt. Wir haben eine Viertelstunde telefoniert.

Was hat sie gesagt?

Dass sie mich immer noch liebt. Aber dass sie die Sache am liebsten vergessen würde, ihr war die ganze Aktion peinlich. Ich habe sie gefragt, ob wir wenigstens in Kontakt bleiben können, sie war ja mein einziger Draht zur Außenwelt. Sie hat zugestimmt. Ich habe ihr über ein Jahr lang jeden Tag einen Brief geschrieben. Irgendwann kam ein Paket für mich: alle meine Briefe, ungeöffnet zurückgeschickt. Dann habe ich begriffen: Tiffany baut sich ein neues Leben auf. Also habe ich versucht, sie zu vergessen.

Wie geht das?
Durch Ablenkung. Ich habe im Gefängnis den anderen Häftlingen Lesen und Schreiben beigebracht. Und ich durfte Astronomie und Physik unterrichten, so konnte ich ein paar Leute im Gefängnis für die Wissenschaft begeistern. Einer von ihnen, ein ehemaliger Dealer, ist vor ein paar Jahren entlassen worden und studiert jetzt. Das macht mich stolz. Außerdem hatte ich als Dozent hinter Gittern endlich wieder Zugang zu Fachbüchern. So habe ich die Zeit genutzt und angefangen, eine neue Theorie über das Universum zu entwickeln: Sie erweitert die Gedanken von Einstein, es geht um ein elfdimensionales Modell von Zeit und Raum. Ich habe hinter Gittern mehr als 700 Seiten aufgeschrieben, erst von Hand, dann mit einer Schreibmaschine. Daraus entsteht gerade meine Doktorarbeit in Physik.

Vor drei Jahren wurden Sie vorzeitig entlassen. Wie sieht Ihr Leben aus?

Tiffany habe ich nie wiedergesehen. Vor über einem Jahr haben wir ein letztes Mal telefoniert, sie hat gesagt, dass sie definitiv keinen Kontakt mehr mit mir haben will. Ich glaube, sie hat einen anderen Mann geheiratet. Aber ich bin darüber hinweg. Mittlerweile habe ich eine neue Freundin, wir leben in Utah, ich bin also dahin zurückgekehrt, wo ich herkomme. Ich promoviere hier, aber ich spüre, dass es immer noch viele Menschen gibt, die mir meinen Diebstahl nicht verziehen haben. Die Rektorin der Uni hat mir nahegelegt, mich doch vor meinem Abschluss woanders zu bewerben – sie hat Angst, dass es dem Ruf der Hochschule schadet, wenn einer wie ich hier seinen Doktor macht.

Ist Ihre neue Freundin ein bisschen eifersüchtig? Immerhin haben Sie einer anderen Frau den Mond geschenkt.
Sie hat einmal gesagt: Thad, ich weiß, dass du auch mir den Mond vom Himmel holen würdest. Aber das brauchst du nicht. Ich liebe dich so, wie du bist. Du musst nichts beweisen. Das war wunderbar, so akzeptiert habe ich mich noch nie gefühlt.

Wissen die Leute in Ihrem Umfeld von Ihrer Vergangenheit?
Viele. Einmal war ich abends im Park an der Universität und hörte, wie sich eine junge Mutter mit ihrem kleinen Sohn unterhielt. Es war Nacht, am Himmel konnte man einen Halbmond sehen. Er fragte: Wo ist der Rest vom Mond, Mama? Und die Mutter zeigte auf mich und antwortete: Der Mann dort hat ihn geklaut. Aber keine Angst, er gibt ihn wieder zurück. Da musste ich lachen.

Haben Sie sich eigentlich jemals bei der NASA entschuldigt?
Nur im Gerichtssaal. Die wollen auch gar keine Entschuldigung hören, weil sie nicht verstehen, wie jemand aus Liebe so etwas tun kann. Sie haben sich in ihre eigene Theorie verrannt: dass ich eben ein durchgeknallter Einbrecher bin, der ihre Schätze verkaufen wollte. Nur Axel Emmermann habe ich geschrieben, dem belgischen Steinesammler, der mich bei der Polizei verpfiffen hat.

Was stand in dem Brief?
Dass er richtig gehandelt hat. Und dass ich ihm überhaupt nicht böse bin. Er hat am meisten von der Sache profitiert.

Inwiefern?
Die NASA feiert ihn als Helden – er hat schließlich den größten Diebstahl in ihrer Geschichte aufgeklärt. Aus Dankbarkeit haben sie einen Asteroiden nach ihm benannt: den Emmermann-Asteroiden, zwischen Mars und Jupiter.

Fotos: Sabina McGrew, culture-images/Natural History; Thad Roberts